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Gustav Graef, Zeichner
nach Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Maler, Erfinder

Kopf eines Knaben (nach der sog. "Madonna Canigiani"?), um 1850 (?)

Die Zeichnung zeigt den Kopf und die Schultern eines nach unten blickenden, lockigen Knaben mit Heiligenschein. In seiner Komposition entspricht die Darstellung dem Johannesknaben in Raffaels sog. "Madonna Canigiani" (Öl auf Pappel, 131 x 107 cm, welche sich seit 1806 nach Überführung der Düsseldorfer Galerie in der Hofgartengalerie in München und seit 1836 in der Alten Pinakothek ebendort befindet - besonders in der Haltung des Oberkörpers, des angelegten Armes und der deutlichen Herausarbeitung des Ohrs sowie des erstaunt wirkenden Gesichtsausdrucks mit leicht geöffneten Lippen; allerdings erscheint die Zeichnung, sollte sie sich tatsächlich auf das Gemälde beziehen, seitenverkehrt zum Original. Während die Darstellung der Heiligen Familie in einer Landschaft zu jener Zeit auch in der Toskana ein beliebtes Motiv war, hebt die Forschung die Addition der Hl. Elisabeth mit dem Johannesknaben und die daraus resultierende Fünferkonstellation als etwas Neues hervor und betont in diesem Zusammenhang das Streben vieler Künstler um die narrative Erweiterung von Andachtsbildern. [1]

Graef begab sich zwischen 1846 und 1850 auf eine Studienreise nach Italien über Antwerpen, Paris und München: Möglicherweise stammt das Blatt aus dieser Zeit, wo er das Gemälde in München gesehen haben könnte, oder aber aus der Zeit seiner akademischen Ausbildung in Düsseldorf u.a. bei Wilhelm Schadow zwischen 1843 und 1846, wo er nach einer Reproduktionsgraphik des Gemäldes gearbeitet haben könnte - dies würde auch die seitenverkehrte Ausarbeitung erklären, denn diverse bekannte Reproduktionsgraphiken nach dem Gemälde zeigen die Darstellung ebenfalls seitenverkehrt zum Original.

Klara Wagner

Zur Provenienz und Geschichte des Gemäldes sowie zu einer Auswahl von Reproduktionsgraphiken nach dem Gemälde siehe: Hubertus von Sonnenburg: Raphael in der Alten Pinakothek, Ausst.-Kat. München 1983, München 1983, S. 12-14, S. 81-84.

[1] Jürg Meyer zur Capellen: Raphael. The Paintings, Vol. I: The Beginnings in Umbria and Florence, ca. 1500-1508, S. 227-232, Nr. 30.

Details about this work

Bleistift (?) 260mm x 250mm (Bild) 328mm x 285mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 73866 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 , CC-BY-NC-SA 4.0

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