Rembrandt Harmensz. van Rijn

Landschaft mit Hütte und großen Baum, 1641

Dieses Blatt zeigt in der Weitläufigkeit der flachen holländischen Landschaft, die von Flüssen und Gräben gegliedert wird und in der Ferne eine Stadt erkennen lässt, ihre Verwandtschaft mit der Ansicht von Amsterdam (Inv.-Nr. 6334). Das noch schmalere Querformat dieser Darstellung hat aber einen anderen Schwerpunkt. Der in die Ferne sich öffnenden rechten Seite entspricht linkerhand ein schon im Vordergrund massiv gefüllter Bildteil. Die Augen werden von einem halb verfallenen Bauernhaus angezogen, in das einzutreten der Betrachter über den Steg und den anschließenden Weg eingeladen wird. Wie ein unförmiges Lebewesen liegt dieses Haus in der Landschaft, der es sich mit seinem fortschreitenden Verfall immer mehr anzugleichen scheint. Das Stroh ist an vielen Stellen vom Dach gerutscht, wobei das Strohdach in seinem Alter stark nachgedunkelt und bemoost ist. Durch das Herunterrutschen erscheint es in seiner Ordnung gestört, so dass es mehr wie ein Stück Natur als das Produkt von Menscharbeit wirkt. Die kleine Katze auf dem Dach wird noch mehr Unordnung schaffen. Man erkennt am Eingang Kinder und sieht den umgestürzten Wassereimer mit seiner Tragestange am Weg liegen. Dieser hell beschienene Weg führt in das Dunkel der Eingangstür, die unmittelbar mit der ganz ähnlichen Höhle in dem großen Baum verglichen werden kann. So nah kommen sich bei Rembrandt die Öffnungen eines Baumes und eines von Menschen gebauten Hauses, das sich in seinem Verfall gleichsam wieder in ein Stück Natur verwandelt.

Thomas Gädeke

Details about this work

Radierung 127mm x 320mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 6350 Collection: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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