Rembrandt Harmensz. van Rijn
Landschaft mit drei Giebelhütten an einer Straße, 1650
Das Bild zeigt drei niedrige Häuser, die dicht nebeneinander an einer Straße liegen. Hinter ihnen erstreckt sich eine Reihe dichter Bäume wie ein schützender Wall. Dadurch wird auf der rechten Seite der Blick in die Tiefe versperrt, während er sich links, entlang des Weges, öffnet, wo im Hintergrund weitere Häuser unter dem Schutz von Bäumen zu erkennen sind. Rechts im Vordergrund ragt ein hoher Baum auf, der seinen Schatten über die ganze Breite des Weges wirft. Wenn wir uns in die Rolle eines Wanderers hineinversetzen, der im Schatten dieses Baumes innehält, können wir eine Szene beobachten, die sich vor dem mittleren der drei Häuser abspielt: Eine Frau beugt sich zu einer Gruppe von Kindern nieder. Es scheint, als ob sie ihnen etwas mitgibt für den Weg, der vor ihnen liegt. Wohin die Kinder geschickt werden, wissen wir nicht – vielleicht aufs Feld, in die Schule sicherlich nicht. Denn die schlichten, reetgedeckten Holzhäuser lassen vermuten, dass es sich bei den Bewohnern um einfache Bauern handelt, die zur Zeit Rembrandts zu arm waren, um ihre Kinder in die Schule zu schicken. Ein wenig von Frau und Kindern entfernt und von ihnen abgewandt, ist ein Mann zu entdecken. Noch ist die Entfernung des Betrachters zu groß, um genau zu erkennen, was er tut. Unter dem hohen, wolkenlosen Himmel ergibt sich ein Lichteinfall, der vermuten lässt, dass es gerade später Vormittag oder früher Nachmittag ist – Zeit, um den Arbeitern auf dem Feld das Essen zu bringen oder auch, um bei den Nachbarn etwas für das Abendbrot zu besorgen. Das Bild kann solche Fragen natürlich nicht beantworten. Doch mit seiner genauen, unbestechlichen Schilderung der Wirklichkeit lässt uns der Künstler an seinen Beobachtungen teilhaben, so als zögen wir selbst vor 350 Jahren über diese ländliche Straße.
Uta Kuhl