Rembrandt Harmensz. van Rijn
Blick auf Amsterdam vom Kadijk, um 1641
In diesen Jahren begann Rembrandt, Landschaftsradierungen zu schaffen. In Gemälden hatte er sich bereits seit 1636 mit der Landschaft beschäftigt. Das Blatt füllte er nur im unteren Drittel mit Zeichnung, darüber ließ er zwei Drittel des Blattes als Himmel stehen. Mit diesem einfachen Mittel erweckte er den Eindruck eines flachen und weiten Landstrichs. Die sumpfige Landschaft, von Entwässerungsgräben durchzogen, schwingt im Vordergrund in Bögen vor und zurück. In einiger Ferne nimmt man dann das Flussufer wahr, an dem Angler und Spaziergänger zu entdecken sind. Dann folgt der helle Wasserspiegel des Flusses, der teilweise hinter dem höher gelegenen Ufer verschwindet. Die Hauptsache ist das damalige Gesicht der Stadt Amsterdam, das Rembrandt seitenverkehrt wiedergegeben hat, da er es seitenrichtig auf die Druckplatte zeichnete. Vor dem hellen Himmel zeichnen sich die Flügel der großen Postmühle ab, der wie im Nachklang auf der rechten Seite eine ganze Reihe von weiteren Mühlen folgt. Links von ihr liegen die imposanten Lagerhäuser des größten damaligen Handelskonzerns: der Ost-Westindischen Compagnie, gefolgt von einigen markanten Kirchentürmen und Schiffswerften. Der unruhige Vordergrund der Sumpflandschaft wird durch die geordnete Stadtansicht gebändigt und zu dem hohen Himmel in ein Verhältnis gesetzt, was den Eindruck der weitläufigen niederländischen Küstenlandschaft vollendet.
Thomas Gädeke