Rembrandt Harmensz. van Rijn

Marmorkegelschnecke (Conus Marmoreus), 1650

Das Zeitalter Rembrandts war auch die große Epoche der Kunst- und Wunderkammern. Im 16. und 17. Jahrhundert legten Fürsten und auch Gelehrte um fangreiche Sammlungen an, in denen alle nur denkbaren Objekte zusammengetragen wurden, die über die Welt in ihrer Gesamtheit Auskunft geben konnten: neben Kunstwerken aller Art z. B. auch Dinge, die Menschen anderer Länder geschaffen hatten, wie Kleidung, Waffen und Handwerkszeug. Und alles, was man in der Natur finden konnte: Steine und Metalle, Holz und getrocknete seltene Pflanzen, Muscheln, Schnecken, Skelette und Geweihe wie auch Tiere, die man ausstopfte. Auch Rembrandt besaß eine vielfältige Sammlung, die nicht nur Kunstwerke, sondern auch über 70 Objekte der Tier- und Pflanzenwelt zu Wasser und zu Land enthielt. Es ist anzunehmen, dass dazu auch die wiedergegebene marmorierte Schnecke gehörte, die in der älteren Literatur meist fälschlich als Muschel bezeichnet wird. Als er diese Schnecke das erste Mal darstellte, richtete er sein ganzes Augenmerk auf eine möglichst genaue, dokumentierende Abbildung, mit der feinen marmorierten Zeichnung und den schönen, gleichmäßigen Spiralwindungen. In einem späteren, überarbeiteten Zustand der Radierung tauchte er die Schnecke in tiefen Schatten. Ihre Form ist nun weniger gut zu erkennen, dafür treten die hellen Flecken der Musterung deutlicher hervor. Und jetzt erscheint die Schnecke nicht mehr nur als Objekt an sich, sondern Rembrandt experimentiert mit der Wirkung von Licht und Schatten und beobachtet die optischen Veränderungen, die bei der Wahrnehmung eines solchen einzelnen Gegenstandes auftreten.
Uta Kuhl

Details about this work

Radierung, Kupferstich und Kaltnadel 97mm x 132mm (Platte) 99mm x 134mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 6277 Collection: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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