Rembrandt Harmensz. van Rijn

Hieronymus im dunklen Zimmer, 1642

Eine Vorliebe für die Darstellung nächtlicher Szenen ist bei Rembrandt ab den 1640er Jahren zu beobachten. Sie erfordert besondere Fähigkeiten in der Beherrschung der Radiertechnik, da das Dunkel aus einer Vielzahl einzelner Linien schraffiert werden muss. Bei solchen Blättern ist die Betrachtung des Originals besonders wünschenswert, weil in der Reproduktion die dunklen Linien zu Flächen werden, in denen kaum Einzelheiten zu unterscheiden sind.

Mit diesem Blatt hat Rembrandt das Bild eines Gelehrten, der an seinem Schreibtisch unter einer mächtigen Wendeltreppe sitzt, mit der Darstellung des heiligen Hieronymus verbunden. Er hat das Buch heiliger Schriften vor sich auf einem Pult aufgebaut. Der traditionell bei Hieronymus dargestellte Totenschädel, an die Nähe des Todes gemahnend, liegt auf einer Ablagebank im Hintergrund. Vor sich hat der Heilige – als Zentrum seiner Aufmerksamkeit – ein Kruzifix aufgebaut, das bis in das helle Fenster reicht. Der tief gebeugte Alte, der seine Gedanken sammelt und grüblerisch die Hand zur Stirn führt, sitzt in der Kehre der breiten Wendeltreppe, die schwungvoll nach oben in ein anderes Dunkel führt. Rembrandt zeigt damit an, dass tiefe Versenkung des Heiligen, die aus dem Buch und der Anschauung des leidenden Christus gespeist wird, mit bezwingender Kraft in die Höhe führt.

Thomas Gädeke

Details about this work

Radierung, Kupferstich und Kaltnadel 151mm x 173mm (Platte) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 6225 Collection: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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