Rembrandt Harmensz. van Rijn

Christus treibt die Händler aus dem Tempel (Johannes 2, 13-17), 1635

Christus ist durch seine Sanftmut und Friedfertigkeit bekannt geworden. Er hat die Feindesliebe gepredigt und gefordert, auch die andere Backe hinzuhalten, wenn man auf die eine geschlagen wird. In einem Fall aber wurde er selber zornig und sogar gewalttätig. Das war, als er entdeckte, dass der heilige Tempel durch Händler und Geldwechsler dazu benutzt wurde, Geschäfte zu machen. Christus sah den Tempel als das Haus seines Vaters an, das allein für den Gottesdienst und Gespräche über die Auslegung der heiligen Schriften bestimmt ist. Doch es hatte sich die Gewohnheit entwickelt, dass Priester und Schriftgelehrte den Händlern erlaubten, im Tempel ihre Waren anzubieten. Dadurch wurde er in eine Markthalle verwandelt. Damals gab es außer dem Tempel kaum große Häuser aus Stein, und daher waren die Händler sehr interessiert, an diesem Ort Schutz vor Sonne und Regen zu finden.

Rembrandt zeigt in der Mitte Christus, der mit einer Rute zum Schlag ausholt. Weil er auch in seinem Zorn etwas Heiliges und Leuchtendes hat, gehen Lichtstrahlen von seiner erhobenen Hand aus. Wütend stürmt er nach vorn. Hinter ihm, wo er schon durchgegriffen hat, herrscht völliges Durcheinander. Ein Kalb, das verkauft werden sollte, geht in der Aufregung durch und zieht seinen Besitzer hinter sich her. Ein anderer Händler ist hingefallen und will einen Vogel wieder einfangen, für den sich aber schon ein Hund interessiert, der dem Heiland hinterher kläfft. Vorn ist ein hölzerner Eimer umgefallen. Dahinter treibt Christus die Händler zusammen, deren Tisch mit dem darauf liegenden Geld von ihm umgestoßen wird. Die Händler fliehen und versuchen, ihre Waren mitzunehmen. Deshalb trägt einer einen großen Korb auf dem Kopf. Im Hintergrund links sind noch Händler zu sehen, die an ihrem Tisch mit Kunden feilschen. Auf der rechten Seite im Hintergrund, leicht erhöht, sind die Priester zu erkennen, vor denen ein Kind kniet, das seinen Segen empfängt. Einer der Priester ist auf den Lärm bei den Händlern aufmerksam geworden und schaut zu Christus herüber.

Thomas Gädeke

Details about this work

Radierung mit Spuren von Kaltnadel 136mm x 169mm (Platte) 140mm x 170mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 6181 Collection: KK Druckgraphik, Niederlande, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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