Rembrandt Harmensz. van Rijn
Der Engel verlässt die Familie des Tobias (Tobit 12), 1641
Die Geschichte des Tobias aus den Apokryphen gehört zu den menschlich anrührendsten Geschichten der Bibel. Rembrandt hat sich mehrmals damit beschäftigt.
Nachdem der junge Tobias auf Geheiß des alten Tobias, seines Vaters, zu einer Wanderung in die Welt aufgebrochen war, traf er auf einen Reisekameraden, in dem er den von Gott gesandten Engel Raphael nicht erkannte. Mit dessen Hilfe gewann er seine Frau Sara und kehrte nicht nur mit reichen Schätzen versehen nach Hause zurück, sondern auch mit einem Heilmittel, das Raphael ihm gezeigt hatte und mit dessen Hilfe der alte Tobias von seiner Blindheit genesen konnte. So wurde reicher Segen über die gottesfürchtige Familie gebracht.
Auf diesem Blatt schildert Rembrandt den großartigen Schluss. Tobias und sein Begleiter sind heimgekehrt und haben ihre Schätze ausgebreitet. Der Esel ist noch beladen, aber die Schatztruhe steht schon geöffnet an der Seite. Vater und Sohn hatten sich verständigt, dass dem treuen Helfer und Reisegefährten für seine Dienste die Hälfte der Schätze angeboten werden sollte. Da gibt sich Raphael als Erzengel zu erkennen und ermahnt die Familie, die vor ihm auf die Knie gefallen ist, Gott zu danken, der ihn geschickt hat. Darauf entschwebt er zum Himmel. Man sieht, wie sich der Schrecken der Menschen in zutrauliche Dankbarkeit verwandelt. Auf einer Lichtbahn fliegt der Engel, von dem man nur noch die Beine und das Gewand sieht, zum Himmel. Der Esel, der von einem Knecht am Zügel gehalten wird, duckt sich vor dieser Lichterscheinung, während auf der anderen Seite der alte Tobias kniet und die Hände zum Dankgebet erhebt. Vor ihm kniet sein Sohn, der seinen Kopf im Gebet dem Engel zuwendet; hinter ihm seine junge Frau Sara, die erregt die Hände hebt. Hinter dieser erscheint die Frau des alten Tobias, die ihre Hände wie zum Segen über die Familie breitet. Weitere Figuren, die zum Haushalt gehören, nehmen im Hintergrund Anteil am Geschehen.
Thomas Gädeke