Friedrich Rosenberg

Hügelige Landschaft mit einem Dorf rechts

Einer Beschriftung vom 1. September 1900 im inneren Umschlagdeckel des Skizzenbuchs zufolge stammt es aus dem Besitz von Julius Borcherdt, dessen Vater Schüler bei Rosenberg war und der das Skizzenbuch aus dessen Nachlass erworben hat. Der Einband aus Pappe ist mit rotmarmoriertem Papier eingefasst, auf dessen inneren Seiten befinden sich neben der Besitzernotiz französische Notate in Bleistift. Die ursprüngliche Bindung des Bandes hat sich nit erhalten, auch sind die einzelnen Blätter nicht von einheitlichem Format, sondern weichen je nach Lage um jeweils wenige Millimeter voneinander ab. Wahrscheinlich wurden die Blätter nachträglich unregelmäßig beschnitten, deshalb ist bei den Maßen der einzelnen Blätter immer die grösste Höhe bzw. Breite angegeben.
Das Skizzenbuch enthält 77 Seiten, die zu einem großen Teil auf dem recto und dem verso benutzt sind. Die darin enthaltenen Skizzen lassen sich in drei Gruppen einteilen: eine erste Gruppe von etwa 40 Blättern bilden Landschaftsaufnahmen aus der Schweiz, die während seines dortigen Aufenthalts 1778-1782 entstanden. Dort trat Rosenberg mit Salomon Gessner (1730-1788), Füssli und Lavater in Verbindung, denen er offensichtlich auch andere Kontakte verdankte. So dürften die Landschaftsstudien, die alle der Umgebung von Zürich entstammen (Anm.1), in Zusammenhang mit einem Stichwerk Schweizer Ansichten stehen, das der Berner Verleger Abraham Wagner (1734-1782) nach Vorlagen Caspar Wolfs (1735-1783) plante: "Vues Remarquables des Montagnes de la Suisse avec leur Description." Eine erste Auflage erschien in drei Teilen noch zu Lebzeiten des Verlegers und Künstlers (Anm.2); danach hatte Wagner kurz vor seinem Tod seine Verlagsrechte an den Berner Oberst Gabriel Emanuel von May von Hüningen (1741-1837) abgetreten (Anm.3), der wiederum 1785 den aus Bern gebürtigen Verleger und Kunsthändler Rudolph Samuel Henzi (1732-1803) für eine zweite Auflage gewinnen konnte. Sie kam noch 1785 in Amsterdam heraus und war auf 42 Farbtafeln erweitert worden, von denen 13 nach Vorlagen Rosenbergs gestochen wurden.(Anm.4)
Eine zweite Gruppe von Skizzen entstand 1789 bis 1792, als sich Rosenberg in Paris und seiner Umgebung aufhielt. Wie bei den Schweizer Ansichten tragen zahlreiche Blätter Namen von Orten aus der Umgebung von Paris, die Rosenberg besucht hat. Ansichten von Paris, von den Tuilerien, von Montmorency oder von Monteraillier wechseln mit einfachen Häuser- oder Landschaftsstudien. Sie sind wie die in der Schweiz entstandenen Blätter zumeist neben dem Bleistift mit dem Pinsel laviert, die letzten ca. 20 benutzten Blätter sind dagegen reine Bleistiftstudien (Inv.-Nr. 57014-60-77). Sie zeigen Pflanzen und Tiere offenbar nordischer Herkunft, weshalb diese Skizzen möglicherweise nach Rosenbergs Übersiedelung nach Hamburg bzw. Altona 1794/95 entstanden sind. Stilistisch stehen sie mit ihren ausgeprägten Schraffuren der undatierten Studie eines Abhangs nahe (Inv.-Nr. Nr. 39474).

Peter Prange

1 Zahlreiche Blätter sind mit Ortsnamen wie Rueschbach, Uetliberg, Zürich Berg, Kürsnacht oder Siel Holtz, dem Sommerdomizil Salomon Gessners, bezeichnet.
2 "Vues Remarquables des Montagnes de la Suisse avec leur Description", Bern 1780-1782, vgl. Willi Raeber: Caspar Wolf 1735-1783. Sein Leben und sein Werk. Ein Beitrag zur Geschichte der Schweizer Malerei des 18. Jahrhunderts, München 1979, S. 343.
3 Vgl. Caspar Wolf (1735-1783) Landschaft im Vorfeld der Romantik, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Basel 1980, S. 55.
4 "Vues Remarquables des Montagnes de la Suisse dessinées et colorées d'apres Nature, avec leur Description", Amsterdam 1785, vgl. Raeber (Anm. 2), S. 344.

Details about this work

Pinsel in Grau, Bleistift 117mm x 204mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 57014-1 r Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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