Polidoro Caldara, gen. Polidoro da Caravaggio (Kopist)

Historisierende Vase aus dem Fassadenfries des Palazzo Milesi in Rom

Die Zeichnung dokumentiert ein Detail der von Polidoro da Caravaggio um 1526 im zweiten Stockwerk des Palazzo Milesi in Rom angebrachten Fassadenmalerei. Dargestellt ist eine Vase, an deren Korpus als Hauptmotiv die Opferung eines Stieres erkennbar ist. Die Beliebtheit des Motivs belegen mehrere Nachzeichnungen des 16. und 17. Jahrhunderts.(Anm.1)
Offen bleibt, von welcher Quelle sich der Zeichner anregen ließ. Eine Nachzeichnung direkt vor Ort ist auszuschließen, da die Komposition gegenüber der in mehreren Zeichnungen dokumentierten Wandmalerei seitenverkehrt wiedergegeben wurde.(Anm.2) Denkbar ist daher, dass der anonyme Kopist nach einer Druckgraphik gezeichnet hat, auf der das Motiv seitenverkehrt erscheint.
Als Anregung auszuschließen ist daher Galestruzzis um 1660 publizierte seitenrichtige Wiedergabe der Vase. Eine deutlich größere Nähe weist die Zeichnung zu Cherubino Albertis Kupferstich der Vase auf; doch ist in diesem Fall eine direkte Nachzeichnung aufgrund einiger Detailunterschiede auszuschließen.(Anm.3)
Möglich ist demnach, dass das Blatt nach einer bislang nicht nachweisbaren seitenverkehrten Druckgraphik bzw. nach seitenverkehrten Zeichnungen anderer Künstler angefertigt wurde.

David Klemm

1 Vgl. Lanfranco Ravelli: Polidoro Caldara da Caravaggio. I. Disegni di Polidoro II. Copie da Polidoro, Monumenta Bergomensia XLVIII, Mailand 1978, S. 437–438, Nr. 876–878.
2 Vgl. z. B. St. Petersburg, Staatliches Museum Eremitage, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 28870; Lanfranco Ravelli: Polidoro Caldara da Caravaggio. I. Disegni di Polidoro II. Copie da Polidoro, Monumenta Bergomensia XLVIII, Mailand 1978, S. 431–432, Nr. 859.
3 The Illustrated Bartsch 34 (17), 165 (110).

Details about this work

Feder in Braun, braun laviert 225mm x 111mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 52195 Collection: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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