Balthasar Denner

Schafe auf einer Weide, 1697

Die Provenienz der 1909 ins Haus gekommenen Sammlung von 125 Einzelblättern und zwei Skizzenbüchern von Balthsar Denner ist nicht bekannt, doch deutet einiges darauf hin, dass sie aus einer Sammlung stammen, die im Schloss Penzlin bei Neubrandenburg aufbewahrt wurde. In seinen Briefen an die Kommission berichtet Lichtwark am 4. November 1909, dass kurz vor seiner Abreise aus Berlin ein Professor Palmié mit Bildniszeichnungen von Denner zu ihm kam: „… der Probe einer ganzen Sammlung, die dort [d. i. Schloss Penzlin] mit vielen anderen schönen Dingen auf dem Schloß aufbewahrt werden. Er meinte, sie wären zu haben.“(Anm. 1) Zwei Tage später schreibt er: „Die Fahrt nach Penzlin hat das gewünschte Ergebniß gehabt. Wir sollen die Zeichnungen und drei Bilder von Denner zur Ansicht haben. Unter den Bildern befindet sich ein reizendes Knabenbildnis.“(Anm. 2) Letzteres wurde zusammen mit einem Bildnis der Frau von Denner ebenso wie die Zeichnungen 1909/10 aus Mitteln des Vermächtnisses von Christian Heinrich Lüders angekauft.(Anm. 3) Damaliger Besitzer des Schlosses Penzlin, das 1929 notverkauft werden musste, war Johannes von Maltzan (1845– 1927). Im gleichen Jahr wurden im Auktionshaus Jacob Hecht in Berlin „Die Sammlungen auf Burg Penzlin i. M.“ versteigert, darunter befanden sich auch noch vier Bildnisse von Denner.(Anm.4) Im Archiv der Kunsthalle ist der Briefwechsel zwischen Lichtwark und einem nicht mit Vornamen genannten Baron Maltzan – wohl Johannes von Maltzan – erhal­ten, in dem sich Lichtwark um zwei Bildnisse von Denner und eine nicht genannte Anzahl von Zeichnungen bemüht.(Anm.5) Anfang des Jahres 1910 kam es zu einer Einigung, so dass die beiden Bildnisse und eine beträchtliche Anzahl von Zeichnungen – insgesamt 125 Einzelblätter und zwei Skizzenhefte – angekauft wurden. Bis auf drei Zeichnungen (Inv.-Nr. HK-402, 1986-38 und 22982) stammen alle Blätter der Hamburger Kunsthalle aus dieser Quelle.
Das Blatt mit der Darstellung zweier Schafe ist das bisher früheste bekannte Werk des damals 12- oder gerade 13jährigen Denner, der es während seiner Lehrzeit bei dem niederländischen, in Hamburg tätigen Maler Franciscus von Amama gezeichnet haben dürfte. Denners Biograph Johan van Gool nennt einen Maler, bei dem der junge Denner über mehrere Monate das Zeichnen und Aquarellieren gelernt hat.(Anm.6) Dieser Maler dürfte einer Bemerkung bei Hagedorn zufolge, der einen „Ammama“ nennt (Anm. 7), mit dem erwähnten Amama identisch sein.
Die Szenerie mit den beiden Schafen beruht nicht auf eigener Naturbeobachtung, vielmehr diente eine Radierung Nicolaes Berchems (1620–1683) als Vorbild. Denner kopierte akribisch das zweite Blatt aus Berchems um 1645/50 entstandener Folge „Animalia“ (Hollstein 29–34, hier 30).

Peter Prange

1 Alfred Lichtwark: Briefe an die Kommission für die Verwaltung der Kunsthalle, Bd. XVII, 1909, Hamburg 1917, S. 283.
2 Ebd., S. 291.
3 Hamburger Kunsthalle, Inv.-Nr. 406 und 408, vgl. Ausst.-Kat. Hamburg 1969, S. 20, Nr. 15 und S. 25, Nr. 20.
4 Die Sammlungen auf Burg Penzlin i. M. Mit Beiträgen aus Berliner Privatbesitz, Kunst=Auktions=Haus Jacob Hecht, 18.6.1929, Berlin 1929, S. 24, Nr. 339, 343, 346 und 352. Ich danke Jürgen Freiherr von Maltzan für den Hinweis auf den Auktionskatalog sowie für seine Angaben zur Familie Maltzan.
5 Archiv der Hamburger Kunsthalle, Lichtwark-Korrespondenz 103.
6 Johan van Gool: De nieuwe Schouburg der Nederlantsche kunstschilders en schilderessen, 2 Bde, ‘s-Gravenhage 1750/51, Bd. 2, S. 62.
7 Christian Ludwig von Hagedorn: Lettre à un Amateur de la Peinture avec des Eclairissemens Historiques sur un Cabinet et Les Auteurs des Tableaux qui le composent: Ouvrage entre­mêté de Disgressions sur la vie de plusieurs Peintres modernes, Dresden 1755, S. 275.

Details about this work

Aquarell 99mm x 140mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 44003 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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