Angelika Tischbein, Zeichnerin
nach Raffael, eigentlich Raffaello Santi oder Sanzio, Maler

Madonna mit Christus und dem Johannesknaben, auch "Die schöne Gärtnerin" ("La belle jardinière"), 1820er Jahre (?)

Die als Malerin tätige Angelika Tischbein war eine Tochter des als Goethe-Tischbein bekannten Malers Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der ab 1808 bis zu seinem Tod 1829 in Eutin am Hof Peters I., des Prinzregenten von Oldenburg, tätig war. Hier wuchs Angelika Tischbein auf – ihre Mutter war Anna Martha Ketting, die der Vater 1806 in Hamburg geheiratet hatte – und wurde als älteste der Töchter von diesem in der bildenden Kunst unterrichtet. Angelika Tischbein, von der es in Hamburg ein von ihrem Vater 1822 gemaltes Bildnis gibt (Anm. 1), hatte vier Schwestern, darunter Elisabeth Susanne Luise, die später ihren Cousin, den oldenburgischen Hofmaler Heinrich Strack heiratete, und einen Bruder, den Förster und Naturforscher Peter Friedrich Ludwig Tischbein. Über das künstlerische Werk Angelikas, die wohl ausschließlich in Eutin tätig war (Anm. 2), ist nichts Genaues bekannt. Lediglich verstreute Einzelwerke (Anm. 3), die aus dem Nachlass der Künstlerin selbst stammen und 1902 der Hamburger Kunsthalle zusammen mit zahlreichen Werken des Goethe-Tischbein aus Familienbesitz geschenkt wurden, tauchen in Sammlungen und im Kunsthandel auf (vgl. Inv.-Nr. 39909).
Angelika Tischbein führte dieses Aquarell sicher in jungen Jahren aus. Sie kopierte dabei in freier Manier die Schöne Gärtnerin (La belle jardinière) genannte Madonna Raffaels, die sich im Musée du Louvre in Paris befindet (vgl. Inv.-Nr. 50028). Die etwas ungelenke Art zeigt zweifellos eine noch suchende Künstlerin, die sich mit solchen Kopien an berühmten Werken der alten Meister schulte. Man erkennt trotz der reizvollen Aquarelltechnik in Komposition und Farbgebung zahlreiche Abweichungen von Raffaels Gemälde, das der Künstlerin sicher nicht im Original bekannt gewesen ist. Nach welchem Werk – Kupferstich oder Aquarell bzw. Gemäldekopie eines anderen Künstlers – sie ihr Blatt angefertigt hat, ist nicht bekannt.
Andreas Stolzenburg

LIT: Unveröffentlicht

1 Öl auf Leinwand, 191,5 x 122,5 cm, Hamburger Kunsthalle, Inv.-Nr. HK-565; Sitt/Walczak 2007, S. 345 (https://online-sammlung.hamburger kunsthalle.de/de/objekt/HK-565).
2 Eine der Zeichnungen ist allerdings mit dem an der mecklenburgischen Seenplatte gelegenen Neustrelitz als Entstehungsort signiert; Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 39910.
3 Angelika Tischbein schuf auch verschiedene Aquarellstudien nach Schmetterlingen; Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 33611 und 33612.

Details about this work

Aquarell über Bleistift; Einfassungslinien (Feder in Schwarz) 396mm x 296mm (Bild) 450mm x 347mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett. Erworben 1902 als Geschenk von Charlotte Ziegler, Wiesbaden Inv. Nr.: 39911 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

We are committed to questioning the way we talk about and present art and our collection. Therefore, we welcome your suggestions and comments.

Feedback