Rembrandt Harmensz. van Rijn

Baumgruppe am Eingang eines Gehöftes, 1650 - 1652

Anders als auf Inv.-Nr. 22420 lässt sich der hier dargestellte Landschaftsausschnitt identifizieren. Dargestellt ist die Gegend um den Sloterweg westlich von Amsterdam, die zu Rembrandts bevorzugten und auch bei seinen Schülern beliebten Ausflugszielen gehörte. Ein ähnliches von alten Bäumen umstandenes Gehöft zeichnete sein Schüler Johannes Leupenius im Jahre 1666.(Anm.1)
Aus stilistischen Gründen wird die vorliegende Zeichnung um 1650/52 angesetzt, anzuschließen an datierte Werke wie eine kompositorisch verwandte Radierung aus dem Jahre 1652 (B. 222).(Anm.2) Vergleichbare Zeichnungen befinden sich in Kopenhagen und Paris.(Anm.3) Sie gehören mit unserem Blatt zu der kleinen Gruppe von Zeichnungen, die von dem Amsterdamer Kunsthändler Jan Pietersz. Zomer mit seinem Sammlerstempel markiert wurden – in der Regel erkennt man die Blätter aus Zomers Besitz an ihrer handschriftlichen Annotation.(Anm.4) Zomer begann in den 1660er Jahren, seine Sammlung aufzubauen, und es ist nicht auszuschließen, dass er diese Landschaften noch zu Lebzeiten Rembrandts erwarb.(Anm.5)
Die vorliegende Zeichnung wurde, wie Inv.-Nr. 22818, auf eigens vom Künstler eingefärbtem Papier gearbeitet, jedoch nur sehr sparsam laviert: Der größte Teil der Pinselarbeit stammt von späterer Hand.(Anm.6) Dies betrifft nicht nur die flächige Abschattierung der von Rembrandt bewußt leer gelassenen Partien – wobei hier neben der grauen Tusche (vgl. Inv.-Nr. 22420) zusätzlich ein rötlicher Farbton verwendet wurde – sondern auch die seitliche Einfassung des Kanals durch einige breit und unbeholfen mit dem Pinsel markierte Grasbüschel.

Annemarie Stefes

1 Rotterdam, Museum Boijmans Van Beuningen, Inv.-Nr. MB 192, Sumowski 7, 1983, Nr. 1559, rückseitig bezeichnet „op de wegh van Sloten J. Leupen 1666“. Für das Tor vgl. auch Inv.-Nr. 22819.
2 Frits Lugt: Rezension zu Pauli 1924, in: La Revue d'Art 47, 1925, S. 163 datierte unser Blatt um 1650.
3 Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Kongelige Kobberstiksamling, Inv.-Nr. kks 18014, Otto Benesch: The Drawings of Rembrandt, 6 Bde., London 1954-57, Bd. 6, Nr. 1288; Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 187 dR, ebd. Nr. 1287.
4 Peter Schatborn: Van Rembrandt tot Crozat - vroege verzamelingen van tekeningen van Rembrandt, in: Nederlands Kunsthistorisch Jaerboek 32, 1981, S. 1-54, S. 22, 24; Michiel C. Plomp: Jan Pietersz. Zomer´s Inscriptions on Drawings, in: Delineavit et Sculpsit 17, 1997, S. 13-27, S. 14.
5 Plomp op. cit. Anm. 4 schloss einen direkten Kontakt zwischen Zomer und Rembrandt nicht aus.
6 Röver-Kann, in: Rembrandt, oder nicht? Zeichnungen von Rembrandt und seinem Kreis aus den Hamburger und Bremer Kupferstichkabinetten, bearb. v. Anne Röver-Kann, Anne Buschhoff, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2000 führte diese nachträgliche Aufarbeitung auf mögliche Veranlassung Zomers zurück mit Blick auf die in gleicher Weise überarbeitete Zeichnung in Paris (siehe Anm. 3). Die ebd. erwähnte Federzeichnung in Kopenhagen wurde hingegen nicht entsprechend „verschönert“.

Details about this work

Feder in Braun, graubraun laviert auf hellbraun getöntem Papier; von anderer Hand überarbeitet mit Feder in Braun und Pinsel in Grau und Rosa; Einfassungslinien (Feder in Braun) 139mm x 198mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 39470 Collection: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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