Johann Christoph Erhard, Zeichner
Johann Joachim Faber, ehemals zugeschrieben, Zeichner
Blick vom Monte Mario in die Campagna mit dem Ponte Molle
Das Blatt zeigt den Blick vom Monte Mario in die Campagna mit dem Ponte Molle, der zuvor z. B. bereits von Joseph Anton Koch mehrmals dargestellt und für die deutsche Künstlerschaft als Thema erschlossen worden war.(Anm. 1) Im Gegensatz zu Koch, der auf seiner Zeichnung den Flusslauf aus größerer Entfernung schildert und in eine ausgewogene, bildhafte Komposition einpasst, wählt der Zeichner des Hamburger Blattes einen direkteren Zugriff, der auf die Angabe des waldreichen Monte Mario weitgehend verzichtet und den Blick in die Ebene der kargen Campagna konzentriert.
Das Blatt wurde bisher dem Hamburger Johann Joachim Faber zugeschrieben (Anm. 2), doch steht es in unmittelbaren Zusammenhang mit einem Aquarell mit derselben Ansicht von Erhard in Berlin.(Anm. 3) Das geringfügig größere Aquarell in Berlin gibt den Blick in fürErhard typischer Weise wieder: der Vordergrund bleibt unvollendet bzw. nur angedeutet, während die Campagnalandschaft und die in der Ferne erscheinenden Berge akribisch ausgeführt sind. Auf dem Hamburger Blatt fehlt der angedeutete, die Komposition belebende Baum links, dort sieht man nur die zur Ponte Molle führende Allee, doch bleibt die Angabe des Vordergrunds durch die flächige Aquarellierung ähnlich unentschieden. Bei dem Hamburger Blatt handelt es sich die geringfügig verkleinerte Kopie nach dem Berliner Aquarell, doch stammt sie auch von Erhard? Faber war zusammen mit Heinrich Reinhold Betreuer des Nachlasses von Erhard und hatte wie Reinhold nach Erhards Tod Gelegenheit, nach dessen Zeichnungen zu kopieren, weshalb die Autorschaft Fabers nicht ausgeschlossen ist. Allerdings befindet sich unter den heute bekannten Zeichnungen Fabers kein weiteres Blatt, das sich als direkte Kopie nach Erhard bestimmen ließe. Auch in den handschriftlichen Details stimmen beide Aquarelle so sehr überein, dass wahrscheinlich beide Versionen von Erhard stammen. Zwar ist die Hamburger Version im Farbauftrag etwas luzider und durchscheinender, der Farbauftrag insgesamt nicht so deckend, doch gerade das für Erhard charakteristische Durchscheinen der Bleistiftvorzeichnung findet sich auf beiden Aquarellen. Das Hamburger Aquarell erscheint insgesamt etwas malerischer und schließt damit an vermutlich erst kurz vor Erhards Tod entstandene Aquarelle wie Inv.-Nr. 1928-2 oder einer weiteren Campagnalandschaft in Berlin an (Anm. 4), das eine ähnlich zarte Farbigkeit aufweist und in der Auffassung malerischer ist.
Eine in der Höhe etwas verkleinerte Kopie von Johann Adam Klein nach Erhards Blatt in Berlin befindet sich in Nürnberg.(Anm. 5)
Peter Prange
1 Joseph Anton Koch, Landschaftsstudie mit dem Blick vom Monte Mario auf die Tiberlandschaft, Bleistift, 297 x 204 mm, Wien, Akademie der bildenden Künste, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 8161, vgl. Cornelia Reiter: Ideal und Natur. Zeichnungen und Aquarelle von Joseph Anton Koch und Johann Michael Wittmer. Bestandskatalog des Kupferstichkabinetts der Akademie der bildenden Künste Wien, Salzburg 2011, S. 157, Nr. 489, Abb.
2 Eine ähnliche Ansicht vom selben Standort befindet sich in Hamburg: Johann Joachim Faber, Blick vom Monte Mario auf die Campagna mit der Ponte Molle, Bleistift, schwarze und weiße Kreide, Rötel, 279 x 420 mm, Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 41271.
3 Campagnalandschaft mit Ponte Molle vom Monte Mario aus, 1820, Bleistift, Aquarell, 207 x 307 mm, Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. SZ 15, vgl. Gärtner 2012, S. 301, Nr. 451, Abb. 50.
4 Campagnalandschaft, Bleistift, Aquarell, 139 x 196 mm, Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. SZ 48, vgl. Gärtner 2012, S. 309, Nr. 493.
5 Johann Adam Klein, Campagnalandschaft mit Ponte Molle vom Monte Mario aus, Aquarell, 176 x 302, Museen der Stadt Nürnberg, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 9973.