Maarten van Heemskerck

Heroischer Kampf, 1573

Das Blatt steht in engem Zusammenhang mit zwei „Kampfszenen“ in London und Hannover.(Anm.1) Die Zeichnungen besitzen bei unterschiedlichen Längenmaßen annähernd die gleiche Höhe, womit ein friesartiger Kontext gegeben wäre, ohne dass indes die jeweiligen Szenen direkt aneinander anschließen. Für diese Spätwerke, die zu den letzten gesicherten Arbeiten des Künstlers gehören, griff Van Heemskercks zurück auf Vorbilder aus der Antike und der italienischen Renaissance. Die kraftvollen Pferde sind sicherlich von den römischen Dioskuren auf dem Monte Cavallo inspiriert; als weitere Anregung kann das Relief des sich in den Abgrund stürzenden Marcus Curtius gedient haben.(Anm.2) Die Rückenfigur vorne links zitiert den „Sterbenden Gallier“. Ferner dürfte Van Heemskerck den Schlachtensarkophag in der Villa Doria Pamphili sowie die vatikanische Replik eines Sarkophags mit dem Raub der Töchter des Leukippos gekannt haben.(Anm.3)
Darüber hinaus diente Pollaiuolos „Schlacht nackter Männer“ (B. 202) vermutlich als ikonographisches Modell und lieferte auch die Vorlage für den Bogenschützen links und die beiden Männer im mittleren Vordergrund.(Anm.4) Weitere Anregungen gaben Leonardos „Schlacht bei Anghiari“ (ehemals Florenz) und Giulio
Romanos „Schlacht bei der Milvischen Brücke“ in der Sala di Costantino im Vatikan.
Eine konkrete Deutung der Szene steht noch aus und war vielleicht auch nicht vom Künstler beabsichtigt. Pophams Vorschlag, dass es sich um „Herkules’ Entführung der Iole“ handelt, konnte nicht überzeugen.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. SL,5236.161; Hannover, Kestner-Museum, Inv.-Nr. N 245; vgl. Kunst voor de Beeldenstorm. Noordnederlandse kunst 1525-1580, hrsg. von Jan Piet Filedt Kok, W. Halsema-Kubes, Wouter Th. Kloek, 2 Bde., Ausst.-Kat. Rijksmuseum, Amsterdam, 's-Gravenhage 1986, Nr. 207 und Abb. 207 b.
2 Phyllis Pray Bober, Ruth Rubinstein: Renaissance Artists & Antique Sculpture. A Handbook of Sources, London 1986, Nr. 125; vollständige Skizzen dieser Gruppe von der Hand Heemskercks sind nicht erhalten, vgl. aber die gemalte „Landschaft mit den Dioskuren“, Verbleib unbekannt, Rainald Grosshans: Maerten van Heemskerck, Berlin 1980, Nr. 56. Zu dem „Marcus Curtius“-Relief vgl. Kunst voor de Beeldenstorm. Noordnederlandse kunst 1525-1580, hrsg. von Jan Piet Filedt Kok, W. Halsema-Kubes, Wouter Th. Kloek, 2 Bde., Ausst.-Kat. Rijksmuseum, Amsterdam, 's-Gravenhage 1986, S. 327–328 mit Verweis auf Francis Haskell, Nicholas Penny: Taste and the antique, the lure of classical sculpture 1500-1900, New Haven u.a. 1981, S. 191–93, Nr. 27.
3 Phyllis Pray Bober, Ruth Rubinstein: Renaissance Artists & Antique Sculpture. A Handbook of Sources, London 1986, Nr. 151, 153 und 126 a.
4 Zu der Nachwirkung des Pollaiuolo-Stiches auf niederländische Künstler vgl. auch den „Kampf zwischen elf Kriegern“ des Allert Claesz. (H. 153).
5 Arthur E. Popham: Dutch and Flemish Drawings of the XV and XVI centuries, Catalogue of Drawings by Dutch and Flemish Artists preserved in the Department of Prints and Drawings in the British Museum, Bd. 5, London 1932; Kunst voor de Beeldenstorm. Noordnederlandse kunst 1525-1580, hrsg. von Jan Piet Filedt Kok, W. Halsema-Kubes, Wouter Th. Kloek, 2 Bde., Ausst.-Kat. Rijksmuseum, Amsterdam, 's-Gravenhage 1986, S. 328.

Details about this work

Feder in Braun auf gelblichem Papier; Einfassungslinien (Feder in Schwarz) 208mm x 315mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 35744 Collection: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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