Philipp Otto Runge

Fingal befreit Conbana (Illustration zu "Ossian")

Die dargestellte Szene bezieht sich wie Inv. Nr. 34140 und 34141 auf die Verse 21-29 des ersten Gesanges, zu dem Runge neben der Aussendung des Botens die Befreiung Conbonas als eigene Darstellung gestaltet hat, die Runge in seinem Konzept für Stolberg beschrieben hat: „Conbona an Thurthor’s Felsen gefesselt, ausschauend zu ihres Vaters Geist, der mit dem dunklen Rande seines Nebelschildes ihr in Nächten das Licht des Mondes verbirgt. (Angst ergreift sie stets beym Anblick des Wütherichs Starno, doch tief in die Seele schleicht sich ihr das jugendliche Bild des finstern Swaran’s.) […] (Dem Mädchen löset er die Bande.) – V. 1-143.“ (Anm. 1) Daniel lieferte dazu eine weitere Beschreibung, in der er den Schauplatz als Felsengrotte schildert: „2) Felsengrotte, in welcher Conbona mit fliegendem Haar gefesselt steht (den Blick links hin nach Swaran gerichtet) und von Fingal gelöset wird, der hinter ihr stehend den Speer an den Fels gelehnt hat; ein Geist, den Speer vorgestreckt, fliegt über ihnen rechts hin, wo man im Hintergrunde Schiffe und Mannschaft wahrnimmt, so wie links unter Tannen Swaran und Starno, sich besprechend.“ (Anm. 2) Daniels Beschreibung des Schauplatzes als Felsengrotte wird aus Runges Entwurf nicht unmittelbar ersichtlich, doch dürfte damit die nischenartige Vertiefung des Felsens gemeint sein, in der Conbona gefesselt ist. Ob links, wo Vegetation und die Wolken, auf denen der Geist mit dem Speer erscheint, ineinander übergehen, Starno und Swaran durch eine Art Felsentor gehen, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit feststellen.
Eine erste Skizze hat sich zu der Szene nicht erhalten, doch muss sie nicht zwingend existiert haben. Es könnte sein, dass Runge auf die Ausführung einer solchen Skizze verzichtet hat; unter der Federzeichnung liegt wie so häufig bei Runge eine skizzenhafte Vorzeichnung in Blei, die diese Funktion übernommen zu haben scheint.
1 HS I, S. 269.
2 HS I, S. 267.

Details about this work

Feder in Schwarz über Bleistift 561mm x 896mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 34142 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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