Jerry Zeniuk

Untitled Number 066 - Berlin, 1977

Auf den ersten Blick mögen Jerry Zeniuks systematisch durchnummerierte Gemälde monochrom und flächig wirken, bei genauerer Betrachtung offenbart sich jedoch eine spezifische Tiefenwirkung, die vor allem durch die ausgewählten Malmaterialien entsteht. Zeniuk, der bis 2011 Professor für Malerei und Graphik an der Akademie der bildenden Künste in München war und seit 2014 an der Akademie der Bildenden Künste an der Alten Spinnerei in Kolbermoor unterrichtet, wurde 1945 in der Nähe von Lübeck geboren und studierte Kunst in Colorado, USA. In den 1970er Jahren absolvierte Zeniuk mehrere Stipendienaufenthalte in Europa und Deutschland, unter anderem in Hamburg. In dieser Zeit stieg seine Beschäftigung mit dem Eigenwert und der emotionalen Wirkung von Farben. Der Künstler arbeitete fortan häufig mit Metall- oder Ölfarben sowie Wachs und Pigmenten, die er in zahlreichen dünnen Schichten auf Leinwand auftrug. Die daraus resultierende besondere Lichtbrechung spielt mit der Illusion dreidimensionaler Räumlichkeit auf einem zweidimensionalen Bildträger sowie weich wirkenden, matt schimmernden und zugleich im Gegenlicht glänzenden Oberflächen. Frei von jedem Narrativ, minimalistisch und konzeptuell angelegt, stellen Zeniuks Bilder die Farbe und ihre Materialität als Ausdrucksträger in den Mittelpunkt. So auch die beiden Dauerleihgaben der Sammlung Lafrenz, „Untitled Number 066 – Berlin“ und „Untitled Number 069“, die in der Hamburger Kunsthalle zu sehen sind, sich durch ihre erdigen Farbtöne auszeichnen und aus dem Jahr 1977 stammen. In den Folgejahren wandte sich Zeniuk kleinteiligeren Kompositionen zu, indem er die Bildfläche in Zonen unterteilte, welche jeweils von einer Farbe bestimmt werden. „Untitled Number 111“ (1987), ebenfalls aus der Sammlung Lafrenz, zeigt eine solche Strukturierung der Leinwand, bei der die in gedämpften Braun-, Grün-, Rot- und Blautönen gemalten Farbflächen ein systematisches, aber dennoch individuell assoziativ wirkendes Muster bilden. Jerry Zeniuk schrieb 2017 in seinem Buch „How to Paint“: „Mich interessiert das richtige Sehen. Sehen bedeutet Denken. Maler sind konzeptuelle Künstler. Wir sehen dort Bilder, wo es vermeintlich nur Oberfläche und Material gibt.“

Inga Dreesen

Öl auf Leinwand / Oil on canvas 160cm x 153cm (Bild) Sammlung Lafrenz in der Hamburger Kunsthalle Inv. Nr.: 300428 Collection: Galerie der Gegenwart © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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