Johann Adam Klein, (?)
Johann Christoph Erhard, ehemals zugeschrieben

Der Ponte Nomentano über den Aniene bei Rom, um 1820

Das Aquarell mit der Ansicht über den Aniene auf den Ponte Nomentano stammt aus Harzens Nachlass, der es in seinem handschriftlichen Inventar unter den Zeichnungen Erhards aufführte. Diese Zuschreibung ist seitdem nicht angezweifelt worden, sie ist vielmehr zuletzt noch einmal nachdrücklich bestätigt worden (Anm. 1), doch hat kürzlich Marleen Gärtner Erhard das Blatt mit guten Gründen abgeschrieben. Abgesehen von den beiden für die Darstellung zu großen Rückenfiguren entspricht weder die Federzeichnung noch die großflächige Aquarellierung Erhards Handschrift. Zwar lässt sich auf verschiedenen Aquarellen Erhards die Tendenz zum flächigen, wenig differenzierten Farbauftrag beobachten (vgl. etwa Inv.-Nr. 23212 oder Inv.-Nr. 23257), doch dann in einer insgesamt dunkleren und kräftigeren, auf Grün-, Braun- und Blautöne beschränkten Palette.
Auch scheint das Blatt für Erhard zu bildhaft angelegt und durch die Rückenfiguren anekdotisch aufgewertet zu sein. Zwar beruht die Ansicht auf Naturbeobachtung (Anm. 2), doch wäre der einzelne, kahle Baum als Repoussoir am rechten Rand für Erhard ungewöhnlich.
Das Hamburger Aquarell entspricht in auffälliger Weise einem erst 1840 in München entstandenen Aquarell von Johann Adam Klein, das Ochsentreiber vor der Ponte Nomentano zeigt.(Anm. 3) Es ist vom selben Standort aufgenommen und stimmt mit dem Hamburger Aquarell bis in die Einzelheiten überein – so erscheint vor dem antiken Grabmal bei Klein ebenfalls ein Reiter mit einem Lasttier und auch der aufsteigende Rauch vor der Kalkhütte rechts daneben entspricht dem Hamburger Blatt genauso wie die Landschaftssilhouette im Hintergrund -, weshalb Gisela Scheffler angenommen hat, dass sich Klein des Hamburger Aquarells für sein Blatt bedient hat. Ein weiteres Indiz spricht für diese Annahme, denn das Hamburger Aquarell weist am rechten Rand eine deutlich sichtbare Knickkante auf; bis zur Knickkante misst das Hamburger Aquarell 295 mm und stimmt damit in der Breite in etwa mit Kleins Aquarell überein, so dass kein Zweifel an der gegenseitigen Abhängigkeit bestehen kann. Tatsächlich könnte Klein nach Erhards Tod, als dessen Nachlass zum Verkauf stand, vorher in Nürnberg eine Kopie angefertigt haben, die er für sein Münchner Aquarell benutzt hat.

Peter Prange

1 Ausst.-Kat. Hamburg 2003, S. 120 (Andreas Stolzenburg).
2 Vgl. etwa die aus einem ähnlichen Blickwinkel aufgenommene Ansicht von z. B. von Heinrich Gärtner, Ponte Nomentano und Monte Genaio, Aquarell, 300 x 415 mm, Köln, Kunst- und Auktionshaus Lempertz, Auktion 920, 17.5.2008, Nr. 1282, Abb. Auch die Darstellung des antiken Grabmals an der Via Nomentano entspricht anderen Darstellungen, vgl. etwa Johann Christian Reinhart, Sepolcro antico in Via Nomentana vicino al Ponte Nomentano, 1792, Radierung, vgl. Andreas Andresen: Die deutschen Maler-Radirer (Peintres-Graveurs) des neunzehnten Jahrhunderts nach ihren Leben und Werken, Bd. 1, Leipzig 1866, S. 288, Nr. 50.
3 Johann Adam Klein, Ochsentreiber am Ponte Nomentano, 1840, Bleistift, Aquarell, Deckfarben, 231 x 303 mm, München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 37402, vgl. Ausst.-Kat. München 1981, S. 48, Nr. 47, Abb.

Details about this work

Bleistift, Feder in Schwarz, Aquarell 236mm x 357mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 23193 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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