Heinrich Reinhold, Zeichner*in
nach Franz Ludwig Catel, Zeichner*in
nach Wilhelm Friedrich Gmelin, Stecher*in
Franz Ludwig Catel, ehemals zugeschrieben

Blick von Cumae nach Gaeta (Vergil, Aeneis LVI), 1818/19

Die Zeichnung steht im Zusammenhang mit Catels Bildvorlagen für die zweibändige, von Elisabeth Hervey Foster (1759-1824), Herzogin von Devonshire, in den Jahren 1819 (Bd. 1) und 1821 (Bd. 2) bei dem römischen Verleger Mariano Augusto De Romanis (1761-1825) herausgegebene Ausgabe der "Aeneis" des Vergil in der Übersetzung von Annibale Caro(FN1) und zwar für das Blatt "Cuma", das im ersten Band als zweite, von Friedrich Wilhelm Gmelin (1760-1820)(FN2) nach einer Ölstudie Catels radierte Illustration (bei S. 276; Aeneis LVI) erschien.(FN3) Die zugrundeliegende Ölstudie Catels hat sich in Privatbesitz erhalten und befand sich ursprünglich - wie wahrscheinlich alle Bildvorlagen zur "Aeneis" - in der Sammlung der Herzogin von Devonshire in Chatsworth.(FN4) Die vorliegende Zeichnung wurde nach der Ölstudie - noch 1818 oder zu Beginn des Jahres 1819 - von Catel gezeichnet, um dem Stecher Gmelin die Übertragungsarbeit auf die Kupferplatte zu erleichtern.
In den Jahren 1819, 1820(FN5) und 1821(FN6) erschienen wohlwollende Besprechungen der Publikation. Letztere wurde von Carl Friedrich von Rumohr verfasst, der schrieb, das die Stiche "ohne Widerrede zu dem Besten, was dieser Meister der Kunst der Landschaftsstecherey [gemeint ist Gmelin] geleistet hat, [gehören]. [...] Die Ansichten, oft sehr einfach gehalten, erhalten dadurch einen eigenen zauberischen reiz, und jede versetzt das Gemüth in eine verschiedene Stimmung. Catel scheint uns hierzu am ausgezeichnetsten."(FN7)
Es gibt Hinweise, dass Catel den Maler Heinrich Reinhold (1788-1825) ab November 1819 in seinem römischen Atelier beschäftigt hat. Dies geht aus einem Brief Reinholds vom Mai 1819 an seinen Bruder Gottfried Reinhold (1786-1852) hervor, indem er ein solches Angebot Catels erwähnt. (FN8) Möglicherweise steht dieses Angebot mit den umfangreichen Arbeiten für die "Aeneis"-Ausgabe und die Beteiligung Catels an der 1822 erschienenen "Voyage pittoresque en Siclie" des Achille-Etienne Gigault de la Salle (1772-1840) im Zusammenhang, jedoch kann Reinhold die vorliegende Zeichnung nicht mehr angefertigt haben, da der erste Band bereits 1819 erschien und Reinhold erst im November in Rom ankam. Über das tatsächliche Zustandekommen dieser Beschäftigung Reinholds im Atelier Catels ist leider nichts weiter bekannt. Der Verfasser vermutete selbst an anderer Stelle(FN9), dass Reinhold Catel beim Übertragen seiner Ölstudien in Zeichnungen für den Stich zur Hand ging, doch ist dies nicht zu klären und für den ersten, bereits 1819 erschienen Band auszuschließen.
Catel und die anderen beteiligten Künstler schufen Landschaften nach Orte die in Vergils "Aeneis" eine Rolle spielen. Diese Landschaftbilder zeigen jedoch keine idealen, retrospektiven Darstellungen der gewählten Orte zur Zeit Vergils, sondern geben die Landschaften zur Zeit der herausgabe des Buches wieder und kommen ohne historische Figuren und auch weitgehend ohne andere Staffage aus.

Andreas Stolzenburg

(FN1) L' Eneide di Virglio Recata in Versi Italiani da Annibal Caro, 2 Bde., Rom, De Romanis, 1819/21. Die höhe Auflage ist unklar, wohl zwischen 164 und 230 Exemplare, von denen 150 im Besitz der Herzogin verblieben, die diese als Geschenke weitergab. Das wohl vollständige Exemplar in der Devonshire-Sammlung in Chatsworths enthält ein Bildnis der Herzogin nach Thomas Lawrence in Band 1, der darüberhinaus 18 Tafeln enthält. Band 2 enthält 31 Tafeln. Zur Entstehungsgeschichte und zur Bedeutung der aufwändigen Publikation, für die neben Catel, der beinahe die Hälfte aller benötigten Bilder lieferte, u. a. auch die Künstler Penry Williams (1798-1885), Charles Eastlake (1793-1865), Hendrik Voogd (1766-1839), Abraham Teerlink (1776-1857), Giovanni Battista Bassi (1784-1852), Vincenzo Camuccini (1771-1844), Tommaso Minardi (1787-1871) siehe: Maria Rosaria Nappi: Una committente inglese per l'editoria romana: la duchessa di Devonshire e l' Eneide di Virgilio, in: ''700 Disegnatore, incisioni, progetti, caricature, Studi sul Settecento Romano, Quaderni diretti da Elisa Debenedetti, Bd. 13, Tivoli 1997, S. 279-296; vgl. Francesco Leone, in: Maestà di Roma da Napoleone all' unità d' Italia. Universale ed Eterna - Capitale delle Arti, Ausst.-Kat. Rom, Scuderie del Quirinale und Galleria Nazionale d' Arte Moderna, Rom 2003, S. 201; Stolzenburg 2007. S. 31-32
(FN2) Zu Gmelin vgl. Andreas Stolzenburg, in: AKL 56, 2007, S. 273-276. Neben Gmelin arbeiteten auch die Stecher Pietro Parboni (1771-um 1830), Pietro Battellini (1763-1829) und Pietro Fontana (1762-1837) für die Publikation.
(FN3) Radierung, 210 x 299 cm (Platte), 302 x 483 mm (Papier), Unten rechts in der Platte bezeichnet: "F. Catel pinx."; rechts unten "W. F. Gmelin sculp."; unter dem Bildfeld: "Così piangendo disse, e navigando / di CUMA in ver l' Euboica riviera / si spinse a tutto corso / Eneide L. VI."; Exemplar: Graphische Sammlung Staatsgalerie Stuttgart, Inv.-Nr. 2006/7434,9. In Stuttgart befindet sich eine Folge aller von Gmelin für die Herzogin von Devonshire radierten Blätter aus dessen Besitz; vgl. Stolzenburg 2007, S. 36 (Erwähnung).
(FN4) Öl auf Kupfer, um 1818, München, Privatbesitz; vgl. Aquarelle und Zeichnungen 18.-20. Jahrhundert, Ausst.-Kat., Galerie Biedermann, München, 26. 11. 1982 - Ende Januar 1983, München 1982, o. S., Nr. 3, Abb.
(FN5) Vgl. Stolzenburg 2007,
(FN6) Kunstblatt Nr. 26 v. 30. 3. 1820, S. 103. Vgl. zwei italienische Besprechungen, von denen die erste bereits 1819 erschien: Gironale Arcadico di Scienze, Lettere, ed Arti 4, 1819, S. 376-386; Efemeridi Letterarie di Roma, N. S., 2, 1821, S. 301-323.
(FN7) Kunstblatt Nr. 31 v. 16.4. 1821, S. 124-125.
(FN8) "Vor etwa sechs Wochen bekam ich einen Brief von einem Maler aus Rom, Catel aus Berlin, welcher mir, da er von einigen unseren Freunden und Bekannten, die sich gegenwärtig auch dort aufhalten, gehört hätte, [dass] ich wünsche [dort]hin zu gehen, such[e] aber eine bleibende Beschäftigung, um dort wenigstens eine Zeit aushalten zu können, den Antrag machte, hinzukommen; er könne mir wahrscheinlich auf geraume Zeit Beschäftigung geben, den Tag einen Piaster nebst Tisch [...]; Brief v. 6. 5. 1819, zit. nach Hans Geller: , S. 192; vgl. Ausst.-Kat. Gera 1988, S. 349. Zu Reinholds Italienaufenthalt siehe Schwarz 1965.
(FN9)

Details about this work

Bleistift; fest aufgelegt 197mm x 288mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett. Legat Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg, 1863 Inv. Nr.: 22946 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 1800-1850 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford, CC-BY-NC-SA 4.0

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