
Hans Sebald Beham
Familienbild, 1520
Die Zeichnung diente vermutlich als Vorlage für ein Glasgemälde, das sich heute in Frankfurt befindet.(Anm. 1) Dabei sind einzelne Partien der Zeichnung wie die Gruppe der Mutter mit den zwei Kindern vor der Mühle auf dem Glasgemälde übernommen. Vor allem die Draperie des Gewandes stimmt mit der Darstellung des Hamburger Blattes überein. Abweichend ist dagegen die linke Seite des Scheibenbildes: Während auf der Zeichnung ein einfach gekleideter Mann dem sitzenden Knaben ein Brot reicht, sieht man dort einen Edelmann, der ein Pferd am Halfter hält. Beeh-Lustenberger vermutet, dass Beham die Komposition von der Glasmalerei übernommen hat, während der eigentliche Entwurf ihrer Ansicht nach aus dem Umkreis Dürers stammt.(Anm. 2) Als mögliche Vorlagen verweist sie auf eine Madonnen-Darstellung Dürers (Anm. 3) und für die Landschaftsmotive auf Dürers Holzschnitt des Hl. Franziskus (Bartsch 110). Die erwähnten Beispiele vermögen jedoch nicht zu überzeugen, während die Nähe zu dem Hamburger Blatt eindeutig ist. In Schwerin befindet sich eine weitere Zeichnung (Anm. 4), die in der Darstellung dem Glasgemälde folgt. Vermutlich handelt es sich bei diesem Blatt um eine Nachzeichnung nach der Frankfurter Scheibe.
Petra Roettig
1 Frankfurt am Main, Museum für Angewandte Kunst, Inv.-Nr. 9980, vgl. Beeh-Lustenberger 1965, S. 118–120, Abb.
2 Ebd.
3 Ehemals Sammlung Koenigs, Haarlem, vgl. Hans Tietze, Erika Tietze-Conrat: Kritisches Verzeichnis der Werke Albrecht Dürers, Leipzig 1937, Bd. 1, S. 148–149, W. 58, Abb.
4 Schwerin, Staatliches Museum, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 4472 Hz, vgl. Ingrid Möller: Deutsche Zeichnungen 16.-18. Jahrhundert eigene Bestände, Staatliches Museum, Schwerin 1980, S. 67, Abb. S. 20.