Anthonie Waterloo, Zeichner
Stadttor in einer Gasse ("Ein altes Innentor mit Fachwerkhaus"), 1658 - 1660
Verso: Die Ellerntorbrücke, eine holländische Klappbrücke
Stadteinwärts blickt man auf ein altes Innentor mit einer querrechteckigen, vermutlich einen Sinnspruch tragenden Tafel über dem Torbogen. Lotte und Wolf Stubbe wiesen darauf hin, dass derart wuchtige Torgebäude zur Unterbringung der schweren Geschütze benötigt waren, hier jedoch die großen Fensteröffnungen auf eine Umwidmung als Wohngebäude schließen lassen. Das mehrgeschossige Fachwerkhaus rechts grenzt an ein altes Mauerstück, das als stabilisierendes Element für die ärmliche Holzbude ganz rechts genutzt wurde. Wohl zu einem späteren Zeitpunkt ergänzte Waterloo die Staffagefiguren mit Feder in Braun.
Rückseitig ist die Brücke am Ellerntor dargestellt. Sie befand sich am Ausgang des durch den Neuen Wall führenden Tunnels; rechts geht der Weg stadteinwärts in Richtung Graskellerbrücke (Inv.-Nr. 22678).(Anm.1) Die verschiedenen Funktionen dieser holländischen Klappbrücke wurden ausführlich von Lotte und Wolf Stubbe erläutert: Mithilfe der an drei Hebeln befestigen Seile ließ sich der bewegliche Brückensteg schnell heben und senken – wichtig zur Verteidigung der Stadt in Kriegszeiten. Auch die Öffnungen im Brückensockel rechts dienten – als Schießscharten – der Abwehr von Feinden. Im Belagerungsfall erwies sich ferner das Stauwehr unter dem Brückensteg als nützlich, womit man das Elbwasser bei Flut in die Stadtgräben steigen lassen, bei Ebbe am Ablaufen hindern konnte. Charakteristisch für diesen Brückentypus ist die überdachte Eingangspforte links.
Im Hintergrund erkennt man den spitzen Helm des „Isern Hinnerk“ (vgl.Inv.-Nr. 22679 und 1998-77).
Annemarie Stefes
1 Gut zu erkennen auf dem Plan „Hamburgum“ (1644), Lotte und Wolf Stubbe: Um 1660 auf Reisen gezeichnet. Antonie Waterloo. Ansichten aus Hamburg, Altona, Blankenese, Holstein, Bergedorf, Lüneburg und Danzig-Oliva, Hamburg 1983, S. 198.