Adriaen van de Velde

Bauern und Vieh an einer Furt, 1671

Den engen Zusammenhang zwischen dieser Zeichnung und einem im gleichen Jahr entstandenen Gemälde in München deutete Robinson im Sinne einer vorbereitenden Funktion.(Anm.1) Diese Rolle als „modello“ wurde kürzlich jedoch in Frage gestellt von Angelique van den Eerenbeemd. Angesichts der meist engen Übereinstimmungen zwischen Van de Veldes skizzenhaften Entwurfszeichnungen und seinen Gemälden waren detaillierte Vorentwürfe im kreativen Prozess nicht zwingend vorausgesetzt. Darüber hinaus sind Zeichnungen wie das Hamburger Blatt durch Stil, Ausführung und Signatur eindeutig als autonome Kunstwerke ausgewiesen.(Anm.2) Letztlich war es unter den italianisierenden Zeichnern des 17. Jahrhunderts verbreitete Praxis, eine gelungene Gemäldekomposition mit Mitteln der Zeichnung zu wiederholen, um der wachsenden Nachfrage zu begegnen.(Anm.3)
Im Falle der Hamburger Zeichnung folgte Van de Velde im wesentlichen dem Münchner Gemälde, verkleinerte jedoch den Bildausschnitt, was zur stärkeren Fokussierung auf die Figuren führte. Die geschlossene Wirkung der gezeichneten Variante wird unterstrichen durch den ausladenden Laubbaum rechts, der den nahezu kahlen Baum der gemalten Version ersetzt.

Annemarie Stefes

1 München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 569, Marietta Frensemeier: Studien zu Adriaen van de Velde (1636-1672), Bonn, Univ., Diss. 2001, Nr. 74; vgl. William W. Robinson: Preparatory Drawings by Adriaen van de Velde, in: Master Drawings 17, 1979, S. 3-23, S. 8.
2 Angelique van den Van den Eerenbeemd: De italianiserende tekeningen van Adriaen van de Velde, in: Delineavit et Sculpsit 30, 2006, S. 1-64, S. 14–15. Vgl. eine verwandte Zeichnung von 1670 im Amsterdams Historisch Museum, Inv.-Nr. TA 10350 und zwei 1671 datierende Blätter, Wien Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 10145, Angelique van den Van den Eerenbeemd: De italianiserende tekeningen van Adriaen van de Velde, in: Delineavit et Sculpsit 30, 2006, S. 1-64, Nr. 53, und ehemals Sammlung Klaver, Ger Luijten, Ariane van Suchtelen u.a.: Dawn of the Golden Age, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksmuseum, Zwolle 1993/94, Nr. 67.
3 Vgl. Annemarie Stefes: Nicolaes Berchem als Zeichner, in: Nicolaes Berchem. Im Licht Italiens, Ausst.-Kat. Haarlem, Frans Hals Museum; Zürich, Kunsthaus; Schwerin, Staatliches Museum, Gent 2006, S. 97-115, S. 99–100 mit Blick auf gezeichnete Gemäldevariationen im Œuvre Nicolaes Berchems.

Details about this work

Feder in Braun, grau und braun laviert über Graphit, auf gelblichem Papier; Einfassungslinien (Feder in Braun über Graphit) 174mm x 266mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22613 Collection: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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