Jacob Isaackszoon van Ruisdael

Hof des Amsterdamer Bogenschützenhauses, um 1670

Ein Innenhof im Zentrum von Amsterdam wird links eingefasst vom „Artilleriehuis“ (heute Sitz der Universitätsbibliothek) und nach hinten begrenzt durch die rückwärtige Fassade des „Handboogdoelen“.(Anm.1) Dieser am Singel gelegene ehemalige Sitz der Bogenschützenkompanie „St. Sebastian“ war um 1670 zum Gasthof umgebaut und um den Anbau in der linken Hofecke erweitert worden.(Anm.2) Der sich aus diesen Baumaßnahmen abzuleitende Terminus post quem gibt der Zeichnung eine besondere Stellung innerhalb des größtenteils aus undatierten Blättern bestehenden gezeichneten Œuvres.
Außergewöhnlich ist das unprätentiöse, in seiner Schlichtheit und Intimität nahezu modern anmutende Motiv. In dieser Eigenschaft steht unserem Blatt eine 1671 datierte Zeichnung des Valentin Klotz nahe.(Anm.3)
Auf spätere „Verschönerungsmaßnahmen“ von der Hand des Jeronimus Tonneman verwies bereits Ploos van Amstel in einer Verso-Notiz.(Anm.4) Dies betrifft allerdings wohl nicht den aus dem Fenster blickenden Mann rechts, sondern den Fußgänger im Hof, dessen Rücken die vorher gezeichnete Bordsteinkante überschneidet.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 Nach B. Bakker, Boudewijn Bakker: Opkomst en bloei van het Noordnederlandse stadsgezicht in de 17de eeuw, Ausst.-Kat. Amsterdams Historisch Museum, Toronto, Art Gallery of Ontario, Amsterdam 1977. Standort des Zeichners war ein Haus in der „Handboogstraat“.
2 Mitteilung von Bob Haak, zitiert, in: Hundert Meisterzeichnungen aus der Hamburger Kunsthalle 1500-1800, Bilderhefte der Hamburger Kunsthalle, Bd. 5, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1967. Zur Identifizierung der Gebäude vgl. einen Stich von Balthasar Florisz (1625) und eine Karte des Gebiets, beide abgebildet bei Frits Lugt: Mit Rembrandt in Amsterdam, Berlin 1920, Abb. 32 B und 32 C, sowie eine anonyme Zeichnung der Fassade des „Handboogdoelen“ in Amsterdamer Privatbesitz, Seymour Slive: Jacob van Ruisdael. A Complete Catalogue of His Paintings, Drawings and Etchings, New Haven und London 2001, S. 546, Abb. D 72 a.
3 „Häuser und Gärten in Maastricht“, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 2859, Ger Luijten, Jan Piet Filedt Kok, Huigen Leeflang: The Glory of the Golden Age. Dutch Art of the 17th Century. Drawings and Prints, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksmuseum, Zwolle 2000, Nr. 76.
4 Vermutlich wurde die Zeichnung von Tonneman noch zu Lebzeiten veräußert; auf seiner Nachlassauktion, Amsterdam 1754 (Lugt Ventes 845) ist sie nicht nachzuweisen.
5 Vgl. Ben Broos: Improving and Finishing Old Master Drawings: an Art in Itself, in: Hoogsteder-Naumann Mercury, 8, 1989, S. 34-55, S. 34, Giltay 2001 und Plomp 2001 a, S. 123.

Details about this work

Schwarze Kreide, grau laviert; Einfassungslinien (Feder in Braun, zusätzlich links und unten in Schwarz) 226mm x 216mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22467 Collection: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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