Jacob Isaackszoon van Ruisdael, zugeschrieben
Kanal im Dorf
Diese Zeichnung ist weder bei Giltay (1980) noch Slive (2001) erwähnt und wurde lediglich von Stechow als fragliches Werk des Salomon van Ruysdael publiziert. Dennoch steht sie in Motiv und Stil authentischen Blättern Jacob van Ruisdaels viel näher als andere Exemplare des Hamburger Van Ruisdael-Konvolutes. Dies betrifft insbesondere das annähernd maßgleiche „Flussufer mit Hütten und Zugbrücke“ in Boston, das von Slive in die mittleren 1650er Jahre datiert wird, oder die Bremer „Waldlandschaft mit Reisendem am Wasser“.(Anm.1) Die daraus abzuleitende Zuschreibung an Van Ruisdael wurde bestätigt von Michiel Plomp auf dem Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 21. und 22. 2. 2008 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, und auch Jeroen Giltay fand zuletzt zu einer positiven Bewertung des Blattes.(Anm.2)
Lediglich der weniger prägnante, stellenweise etwas flau wirkende Strich wäre in diesem Kontext zu beanstanden, doch ist dieses Erscheinungsbild in erster Linie wohl durch mechanischen Abrieb zu erklären. Darüber hinaus wurde die Zeichnung durch Flecken verunklärt. Um diesen Mängeln entgegenzuwirken, sind von späterer Hand einzelne Passagen mit schwarzer Kreide überarbeitet worden: gut zu erkennen an dem aus dem Schornstein aufsteigenden Rauch.
Annemarie Stefes
1 Boston, Sammlung Maida und George Abrams (142 x 200 mm), Seymour Slive: Jacob van Ruisdael. A Complete Catalogue of His Paintings, Drawings and Etchings, New Haven und London 2001, Nr. D28; Kunsthalle Bremen, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 53/311, Seymour Slive: Jacob van Ruisdael. A Complete Catalogue of His Paintings, Drawings and Etchings, New Haven und London 2001, Nr. D36. Vgl. auch die „Steinerne Fußgängerbrücke“, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 1285, ebd. Nr. D44, oder die „Eichbäume bei einer Hütte“, Kopenhagen, Statens Museum for Kunst, Kongelige Kobberstiksamling, Nr. Tu 56,10, ebd. Nr. D41.
2 Freundliche Mitteilung vom 18. 1. 2010 auf Grundlage einer Digitalphotographie, insbesondere mit Blick auf die Nähe zu frühen Werken.