Adriaen van Ostade
Rauchender Bauer mit Bierkrug auf einer Bank, um 1653
Verso: Sitzender Mann, die Hände betend aneinander gelegt; dazu Einzelstudie der betenden Hände
Einen Anhaltspunkt für die zeitliche Einordnung dieser Figurenstudien gibt die 1653 datierte Radierung „Das Tischgebet“ (B. 34). Wie erstmals von Trautscholdt (1929) festgestellt, greift die in London verwahrte Entwurfszeichnung für die Figur des betenden Vaters auf die Verso-Studie zurück.(Anm.1) Auch der recto skizzierte Raucher diente als Vorlage für eine radierte Figur: Er begegnet auf dem in Paris verwahrten Entwurf für Van Ostades Radierung „Der Geiger und der kleine Leierspieler“ (B. 45).(Anm.2)
Auffällig an der Verso-Studie ist die nur flüchtige Anlage des Kopfes: Das Hauptaugenmerk ist ganz auf die Körperhaltung gerichtet. Dieser Fokussierung entspricht die Wiederholung der gefalteten Hände in einer Teilstudie rechts. Letztlich war es diese Detailstudie, auf die Van Ostade für die Hände des betenden Familienvaters zurückgriff. Dieses Ringen um die endgültige Form unterscheidet die vorliegende Zeichnung von dem Großteil der flott skizzierten Figurenstudien Van Ostades und kennzeichnet sie als ausdrücklich für die Radierung angefertigte Vorstudie.(Anm.3)
1 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1895,0915.1232, Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, 2 Bde, Hamburg 1981, Nr. 67.
2 Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 3524, ebd. Nr. 68. Diese Radierung ist undatiert, kann aber aufgrund des Hamburger Blattes ebenfalls um 1653 angesetzt werden; Tom Rassieur: Adriaen van Ostade, the Methodical Artist: Preparatory Drawings, a Chronology, and Rembrandt, in: Ausst.-Kat. Amsterdam 1998, S. 31-53, S. 48 setzte sie in die mittleren 1650er Jahre.
3 Tom Rassieur: Adriaen van Ostade, the Methodical Artist: Preparatory Drawings, a Chronology, and Rembrandt, in: Ausst.-Kat. Amsterdam 1998, S. 31-53, S. 33. Schatborn, in: Dutch Figure Drawings from the Seventeenth Century, bearb. Peter Schatborn, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Washington, National Gallery of Art, Den Haag 1981, S. 27–28 unterschied derartige „direct preliminary studies“ von den auf Vorrat gezeichneten „applicable“ bzw. „general preliminary studies“.