Adriaen van Ostade
Bauern in der Schenke, um 1676
In der alten Museumskartei wurde das Blatt als mutmaßliche Kopie nach einem Entwurf Van Ostades geführt. Dies wurde von Schnackenburg dahingehend korrigiert, dass es sich vielmehr um die Entwurfszeichnung zu einem 1676 datierten Aquarell in Berlin handeln muss.(Anm.1) Zur Übertragung der entscheidenden Motive nutzte der Künstler die bereits im Bereich des Radierungsentwurfes vielfach bewährte Griffeltechnik. Die Berliner Zeichnung ist mit 183 x 146 mm deutlich größer als das Hamburger Blatt und übernimmt leicht abgewandelt die zentrale Figurengruppe, die nach oben führende Treppe, das Wandregal mit den Tellern und die Tür im Hintergrund. Andere Bereiche werden auf dem Aquarell weiterentwickelt oder geklärt. So ersetzt ein dekorativer Rauchfang die von einem Plankengeländer eingefasste Galerie, und die auf der Skizze im Hintergrund wirtschaftende Hausfrau findet sich dort links am Herd, so dass der Blick durch die geöffnete Tür freigegeben ist.(Anm.2) Anstelle der beiden Männer sorgt links ein stehender Raucher für den nötigen Vertikalakzent. In den mit Graphit und Feder eingezogenen Begrenzungslinien zeigt sich die Suche nach dem finalen Bildausschnitt.
Annemarie Stefes
1 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 5301, Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, 2 Bde, Hamburg 1981, Bd. 1, Nr. 259.
2 Die offensichtlich mit einem an einer Kette hängenden Topf hantierende Mutter am Kamin erinnert auch an die Hamburger Inv.-Nr. 22268, die jedoch wohl in keinem Bezug steht zu dem Berliner Blatt.