Pieter Mulier (der Jüngere), zugeschrieben, Zeichner
Pieter de Molijn, ehemals zugeschrieben

Bauernhaus, vor 1655

Die Zuschreibung an Pieter Mulier, erstmals in einer undatierten Karteinotiz vorgeschlagen von Frits Lugt, wurde von Marcel Roethlisberger-Bianco akzeptiert. Zuvor galt die Zeichnung als Werk des Pieter de Molijn. Eine gewisse Verwandtschaft ließe sich gut durch Entstehung in Muliers Haarlemer Zeit erklären – in diesem Fall wäre das Blatt vor 1655 gezeichnet worden.(Anm.1)
In Stil, Motiv und Format eng verwandt ist die „Ansicht eines Bauernhauses“ in Haarlem, die möglicherweise auch am gleichen Ort – Bolswert in Friesland – aufge-nommen wurde: Roethlisberger-Bianco zufolge trägt sie die Bezeichnung „te bolswart“.(Anm.2) Das in der trockenen Schraffur abweichende Erscheinungsbild unserer Zeichnung ist das Ergebnis eines alten Restaurierungsfehlers: Das Blatt wurde gebleicht, vermutlich um die öligen Flecken in der unteren Hälfte zu entfernen.(Anm.3) Trotzdem lassen sich an der Stirnseite des Gebäudes noch die für Mulier typischen streifenartigen Pinselstrukturen erkennen.(Anm.4)
Eine mögliche Zweitfassung befindet sich in Karlsruhe.(Anm.5) Sie steht in dem gezackt konturierten Baumschlag der Haarlemer Zeichnung näher als das in diesem Bereich eher grob gearbeitete Hamburger Blatt.

1 Zu dem Verhältnis zwischen Mulier und De Molijn vgl. Marcel George Roethlisberger-Bianco: Cavalier Pietro Tempesta and his time, Delaware 1970, S. 25 und 36.
2 Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. R 75, Marcel George Roethlisberger-Bianco: Cavalier Pietro Tempesta and his time, Delaware 1970, Nr. 161.
3 Restaurierungsbericht von Gerlinde Römer (1993). Bei den schemenhaft im Vordergrund zu erkennenden Tieren – links der Mitte offenbar liegende Schafe, rechts ein Esel – handelt es sich offensichtlich um spätere Ergänzungen.
4 Vgl. Muliers „Ansicht von Leerdam“, Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1883-A-221, Marcel George Roethlisberger-Bianco: Cavalier Pietro Tempesta and his time, Delaware 1970, Nr. 142; „Dorfszene“, Kapstadt, South African National Gallery, Michaelis Bequest, Nr. 321, ebd. Nr. 140, oder „Ruinen des Palastes von Septimus Severus“, Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 5044, Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 167, Abb. C. Mit unserem Blatt verwandt ist auch eine kürzlich Mulier zugeschriebene Zeichnung in Utrecht, „Das Innere der Stadtmauern von Montfort“, Centraal Museum, Inv.-Nr. 12710, An Zwollo: Pieter Mulier de Jonge (1637-1701), alias Tempesta, werkzaam als tekenaar in Haarlem, Montfort, Brussel, Bronnbach en Rome, in: Delineavit et Sculpsit 2003, Nr. 26, S. 19-45, Abb. 11.
5 Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 1990-153 (Bleistift, grau laviert), Hans-Ulrich Beck: Künstler um Jan van Goyen. Maler und Zeichner, Doornspijk 1991, Nr. 925b (o. Inv.-Nr.), mit 176 x 242 mm annähernd maßgleich.

Details about this work

Schwarze Kreide, grau laviert; Einfassungslinien (schwarze Kreide) 172mm x 242mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22192 Collection: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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