Adam Frans van der Meulen, (?)
Studienblatt mit fünf Reitern
Die hier skizzierten Reiter begegnen übereinstimmend auf der linken Hälfte eines Gemäldes in Versailles.(Anm.1) Zu diesem für die „Escalier des Ambassadeurs“ bestimmten Bild existiert ein Karton von der Hand Van der Meulens, abweichend in einzelnen Kopfhaltungen und Beinstellungen der Pferde.(Anm.2) Die Hamburger Zeichnung hingegen stimmt in diesen Details mit dem Gemälde überein. Dies könnte ein Hinweis auf Kopistenhand sein. Von entsprechenden Atelier-Arbeiten unterscheidet sich unser Blatt allerdings in seinem weichen, beweglicheren Strich.(Anm.3) Auch die Art der stellenweise mehrfach nachgezogenen Konturen setzt das Blatt in Verbindung mit sicheren Zeichnungen Van der Meulens: dem bereits erwähnten Karton oder der „Armee Ludwigs XIV. vor Fives bei Lille“.(Anm.4) So ist man eher geneigt, das Blatt als separat angefertigte Detailskizze zu den Gemäldefiguren zu werten. Vergleichbare Figurenstudien Van der Meulens sind verhältnismäßig selten,(Anm.5) so dass ein gewisser Vorbehalt bestehen bleibt. Abriebspuren – vermutlich wurde ein Abklatsch angefertigt, um das Motiv in den Gegensinn zu verkehren – deuten in jedem Falle auf eine Funktionsgebundenheit dieser Studie und damit auf ihre Entstehung im Atelier.(Anm.6)
1 Ausgehend von der Verso-Annotation; in Harzens Inventaren konnte das Blatt nicht identifiziert werden.
2 „Die Einnahme von Saint-Omer durch Ludwig XIV (1677)“, Versailles, Musée national du Chateau, Inv.-Nr. MV 2148, A la gloire du Roi. Van der Meulen, peintre des conquêtes de Louix XIV, Ausst.-Kat. Dijon, Musée des Beaux Arts, Luxemburg, Musée d’Histoire de la Ville de Luxemburg, Paris 1998, Nr. 93.
3 Paris, Mobilier National, Inv.-Nr. 187, Laure C.-Starcky: Paris, Mobilier national. Dessins de Van der Meulen et de son atelier, Paris 1988, Nr. 129
4 Vgl. die Kavaliersstudien in Paris, Mobilier National, z. B. Inv.-Nr. 126, Laure C.-Starcky: Paris, Mobilier national. Dessins de Van der Meulen et de son atelier, Paris 1988, Nr. 37.
5 Paris, Mobilier National, Inv.-Nr. 135, A la gloire du Roi. Van der Meulen, peintre des conquêtes de Louix XIV, Ausst.-Kat. Dijon, Musée des Beaux Arts, Luxemburg, Musée d’Histoire de la Ville de Luxemburg, Paris 1998, Nr. 101D.
6 Z. B. „Studie zweier Reiter in Halbfigur“, Paris, Mobilier National, Inv.-Nr. 56 (schwarze Kreide auf hellbraunem Papier, 262 x 338 mm), A la gloire du Roi. Van der Meulen, peintre des conquêtes de Louix XIV, Ausst.-Kat. Dijon, Musée des Beaux Arts, Luxemburg, Musée d’Histoire de la Ville de Luxemburg, Paris 1998, Nr. 185; vgl. auch zwei Van der Meulen zugeschriebene Reiterstudien, Aukt.-Kat. London, Sotheby’s, 8. 7. 1998, Nr. 185 bzw. Vevey, Musée Jenisch, Inv.-Nr. C 82.
7 Vgl. den 1979 versteigerten Abklatsch einer Van der Meulen zugeschriebenen Rötelzeichnung, Aukt.-Kat. Monte Carlo, Sotheby’s Parke Bernet, 26. 11. 1979, Nr. 512.