Philips Wouwerman, Werkstatt
Pieter Jacobsz. van Laer, ehemals zugeschrieben

Gruppe von neun Reisenden

Janeck akzeptierte die traditionelle Zuordnung dieser Zeichnung an Pieter van Laer und stellte das Blatt den Berliner „Bentvueghels in einem Wirtshaus“ zur Seite.(Anm.1) Das Berliner Blatt ist jedoch deutlich energischer und entschiedener gezeichnet. Zudem ist mit der Isolation der Figurengruppe und dem Verzicht auf räumliche Bezüge ein entscheidendes Kriterium für Kopistenhand gegeben.(Anm.2)
Zwar erinnern die hier dargestellten Figuren grundsätzlich an die Staffage Pieter van Laers, doch können sie in dieser Form auf keinem Gemälde des Künstlers beobachtet werden.(Anm.3) Dafür aber begegnen sie im Gegensinn auf einer gemalten Hafenszene des Philips Wouwerman.(Anm.4) Die mit den Gemäldefiguren vollkommen übereinstimmenden Maße bestimmen, im Einklang mit der technischen Ausführung, unsere Zeichnung als überarbeiteten Gegendruck, der direkt von dieser Staffagegruppe abgenommen wurde. Zu diesem Zweck wurden die Konturen der zu reproduzierenden Gemäldepartie mit einem fetthaltigen Stift nachgezogen und anschließend im Abklatschverfahren auf das Papier übertragen; die so gewonnenen Konturen – charakteristisch in ihrem kaum modulierenden, dafür stellenweise unterbrochenen Verlauf – sind auch verso gut zu erkennen. Abschließend wurde versucht, der Kopie durch Überarbeitung mit Graphit und Tuschpinsel den Charakter einer regulären Zeichnung zu verleihen. Dieses Prozedere lässt auf Nachfrage nach entsprechenden Darstellungen schließen, was durch eine gezeichnete Kopie nach vorliegendem Blatt bestätigt wird.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 5239, Elfried Bock, Jakob Rosenberg: Die niederländischen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Staatliche Museen zu Berlin. Die Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett, 2 Bde., Berlin 1930, Bd. 1, S. 173.
2 Vgl. Wolfgang Wegner: Die niederländischen Handzeichnungen des 15.-18. Jahrhunderts. Textband, Kataloge der Staatlichen Graphischen Sammlung München, 2 Bde, München 1973, der unser Blatt ebenfalls als Nachzeichnung bewertete.
3 Vgl. „Kleiner Kalkofen“, Budapest, Szépmüvészeti Múzeum, Inv.-Nr. 269; „Szene um einen römischen Kalkofen“, Valtice, Schloss, Inv.-Nr. 724/597, I Bamboccianti. Niederländische Malerrebellen im Rom des Barock, hrsg. v. David A. Levine, Ekkehard Mai, Ausst.-Kat. Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Utrecht, Centraal Museum, 1991/92, Nr. 19.12.
4 St. Petersburg, Staatliches Museum Eremitage, Inv.-Nr. 1734 (51 x 71,3 cm), Birgit Schumacher: Philips Wouwerman (1619-1668). The Horse Painter of the Golden Age. 2 Bde., Doornspijk 2006, Nr. A459. Schumacher, die das Hamburger Blatt offensichtlich nicht kannte, datierte das Petersburger Bild um 1660, nicht ohne Hinweis auf die bei Wouwerman in dieser Zeit ungewöhnliche Annäherung an Van Laer, vgl. Birgit Schumacher: Philips Wouwerman (1619-1668). The Horse Painter of the Golden Age. 2 Bde., Doornspijk 2006, Bd. 1, S. 352.
5 Standort unbekannt, Photo RKD.

Details about this work

Brauner Stift (Abklatsch), braun und grau laviert, stellenweise überarbeitet mit Graphit, auf gelblichem Papier; Einfassungslinien mit Graphit 202mm x 305mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22094 Collection: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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