Valentijn Klotz, ehemals zugeschrieben
Josua de Grave

Feldlager in hügeliger Landschaft bei Grand Hallet, 1675

Während der Feldzüge gegen die Franzosen in den Jahren 1672–76 wurden die Truppen der Vereinigten Niederlande von verschiedenen Zeichnern begleitet. Dazu gehörten neben Constantijn Huygens auch die Brüder Valentijn und Bernardus Klotz sowie der in Haarlem ausgebildete Josua de Grave. Diese Künstler machten es sich zur Aufgabe, die jeweiligen Standorte des Heeres zu dokumentieren, wobei sie ihre Blätter in der Regel auf den Tag genau datierten. Eine entsprechende Annotation befand sich offensichtlich am unteren Rand dieses Blattes, wurde aber von späterer Hand entfernt.
Die eigenhändige Ortsangabe „Grand Haleis“ wurde von Van Hasselt auf das wallonische Dorf Grand Hallet südöstlich von Brüssel bezogen.(Anm.1) Eine in gleicher Weise bezeichnete Darstellung des Feldlagers, in gleicher Technik und auf annähernd übereinstimmendem Format gearbeitet, ist auf den Tag genau datiert (9. 10. 1675) und gibt damit einen Anhaltspunkt für die Entstehung unserer Zeichnung.(Anm.2) Wenige Tage zuvor, am 29. September, befand sich De Grave in dem etwas südlicher gelegenen Mont Saint-André.(Anm.3)
Die Zeichnungen Josua de Graves und Valentijn Klotz‘ sind nicht immer leicht voneinander zu unterscheiden, denn beide Künstler teilten nicht nur eine Vorliebe für dieselben Motive, sondern entwickelten auch ein ähnliches zeichnerisches Idiom, insbesondere für ihre Darstellungen kampierender Soldaten.(Anm.4) Diese Problematik betrifft insofern das vorliegende Blatt, als es, ungeachtet der traditionellen Zuschreibung, die noch 1979 von Bernt übernommen wurde, im Kupferstichkabinett zuletzt unter den Zeichnungen des Klotz abgelegt war.(Anm.5) Jedoch besteht angesichts des Zusammenhangs mit der großen Werkgruppe der signierten Feldlager-Zeichnungen De Graves kein Anlass zu Zweifeln an Harzens Zuordnung.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 R. J. van Hasselt: Drie topografische Tekenaars der XVIIe Eeuw (J. de Grave, V. en B. Klotz) (C. Huygens JR), in: Jaarboek Oudheidkundige Kring De Ghulden Roos 1965, S. 145-155, bei Nr. 447.
2 Ehemals Sammlung Perman, Stockholm, R. J. van Hasselt: Drie topografische Tekenaars der XVIIe Eeuw (J. de Grave, V. en B. Klotz) (C. Huygens JR), in: Jaarboek Oudheidkundige Kring De Ghulden Roos 1965, S. 145-155, Nr. 449. Eine weitere Darstellung von Grand Hallet befindet sich in Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1898-A-3665.
3 Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s, 5. 11. 2002, Nr. 117. Eine weitere Darstellung des Lagers bei Mont Saint-André befindet sich in Cambridge, Fitzwilliam Museum, Inv.-Nr. PD.388-1963 und datiert auf den 29. 8. 1675.
4 Vgl. George Gordon: Klotz, Valentijn, in : Turner 1996, Bd 18, 1996, S. 140-141, S. 141.
5 Die alte Zuschreibung an Josua de Grave wird in der Museumskartei erwähnt, Archiv des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle.
6 Vgl. die unter Anm. 2 und 3 genannten Vergleichsbeispiele; das Amsterdamer „Lager bei Grand Hallet“ ist Teil eines größeren Werkkomplexes signierter Zeichnungen im Besitz des Rijksprentenkabinets.

Details about this work

Feder in Braun, grau laviert auf gelblichem Papier; Einfassungslinien (Feder in Braun) 143mm x 185mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 22000 Collection: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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