Cornelis Dusart, Zeichner

Fischverkäuferin, um 1695

In der ausgesprochen breitflächigen Tuschlavierung sind diese und die folgende Zeichnung Inv.-Nr. 21876 und 21875 anzuschließen. Stilistisch ist diese Manier wohl auf den Einfluss der seinerzeit sehr beliebten Zeichnungen Jan de Bisschops zurückzuführen.(Anm.1) Gleichzeitig spielen die locker schwingenden Konturlinien hier eine größere Rolle.
Beide Zeichnungen bilden mit weiteren, annähernd maßgleichen Darstellungen in New York, Brüssel, Paris, Amsterdam, Wien und Frankfurt am Main eine eigene Werkgruppe.(Anm.2) Verbindendes Moment ist die Darstellung fliegender Händler, die hier, ähnlich wie die Raketenanzünder, als Einzelfiguren herausgearbeitet worden sind. Ein gewisser thematischer Bezug besteht zu den szenisch angelegten, 1695 radierten Darstellungen verschiedener Handwerke (H. 12–14) und den mit diesen verwandten Zeichnungen in etwas größerem Format.(Anm.3) Jedoch scheint es näher zu liegen, dass Dusart mit dieser Darstellung einzelner Händler an die Bildtradition der „Straßenaufrufe“ anknüpfen wollte.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, 2 Bde, Hamburg 1981, Bd. 1, S. 62.
2 „Der Stuhlflechter“, New York, The Pierpont Morgan Library, Inv.-Nr. I, 161, Felice Stampfle: Rubens and Rembrandt in their century: Flemish & Dutch drawings of the 17th century from the Pierpont Morgan Library, Ausst.-Kat. Paris, Institut Néerlandais, Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schoone Kunsten, London, British Museum, New York, The Pierpont Morgan Library, Gent 1979, Nr. 130; „Löffelverkäufer“ und „Fliegender Händler“, Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts, Sammlung De Grez, Inv.-Nr. 4060/1175 und Inv.-Nr. 4060/1176, Holland in Linien. Niederländische Meisterzeichnungen des Goldenen Zeitalters aus den Königlich-Belgischen Kunstmuseen Brüssel, Ausst.-Kat. Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique, Amsterdam, Museum het Rembrandthuis, Aachen, Suermondt-Ludwig Museum, Zwijndrecht 2007, Nr. 77 und 78; „Besenverkäufer“ und „Verkäuferin von Vergessenem“ in Paris, École Nationale Supérieure des Beaux-Arts, Inv.-Nr. Mas.1629 und Inv.-Nr. Mas.1625, Frits Lugt: École hollandaise, École nationale Supérieure des Beaux-Arts Paris. Inventaire génerale des Dessins des Écoles du Nord, Bd. 1, Paris 1950, Nr. 168 und 170; „Trommler“, Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-00-110; „Muschelverkäufer“ und „Böttcher“, Bloemendaal, Sammlung E. A. Veltman; „Torfverkäufer“, Frankfurt am Main, Städel Museum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 3683; „Nachtwächter“ und „Fliegende Händlerin“, Wien, Grafische Samm-lung Albertina, Inv.-Nr. 10401 und Inv.-Nr. 10400; vgl. auch „Kesselflicker“, Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s, 4. 11. 2003, Nr. 73; „Zwiebelverkäufer“, Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s, 6. 6. 1977, Nr. 87; „Fliegender Händler“, Aukt.-Kat. Paris, Lair-Dubreuil, 8.–10. 6. 1920, Nr. 117.
3 Z. B. Zeichnungen in Budapest, Szépmüvészeti Múzeum, Inv.-Nr. 1504, Teréz Gerszi: 17th-Century Dutch and Flemish Drawings in the Budapest Museum of Fine Arts, Budapest 2005, Nr. 64; London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1910,0212.136; Paris, École Nationale Supérieure des Beaux-Arts, Inv.-Nr. Mas. 1626, Frits Lugt: École hollandaise, École nationale Supérieure des Beaux-Arts Paris. Inventaire génerale des Dessins des Écoles du Nord, Bd. 1, Paris 1950, Nr. 169.
4 Verweis von Liesbeth de Belie, in: Holland in Linien. Niederländische Meisterzeichnungen des Goldenen Zeitalters aus den Königlich-Belgischen Kunstmuseen Brüssel, Ausst.-Kat. Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique, Amsterdam, Museum het Rembrandthuis, Aachen, Suermondt-Ludwig Museum, Zwijndrecht 2007 unter Bezug auf Barnes, Street Scenes: Leonard Bramer's Drawings of 17th Century Dutch Daily Life, Ausst.-Kat. Hempstead (New York) 1991, S. 9. Bei den „Straßenaufrufen“ handelt es sich um radierte Darstellungen von ihre Waren anpreisenden Verkäufern aus dem mittleren 17. Jahrhundert. De Belie sieht darüber hinaus einen Zusammenhang mit den im 17. Jahrhundert in Holland weit verbreiteten billigen „Pfennigdrucken“, auf denen ebenfalls fliegende Händler dargestellt wurden.

Details about this work

Feder in Braun, braun laviert über Graphit; Einfassungslinien (Feder in Braun) 200mm x 157mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21878 Collection: KK Zeichnungen, Niederlande, 15.- 19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

We are committed to questioning the way we talk about and present art and our collection. Therefore, we welcome your suggestions and comments.

Feedback
Other works by
Cornelis Dusart