Jacob Gerritsz. Cuyp, zugeschrieben
Aelbert Cuyp, ehemals zugeschrieben
Holländisches Dorf (Papendrecht?)
Diese Zeichnung wurde von Haverkamp Begemann aus dem Œuvre Aelbert Cuyps ausgegliedert und dessen Vater Jacob Gerritsz. Cuyp zugeordnet.(Anm.1) Damit wäre diesem eine auch für die Landschaftsdarstellung des Sohnes prägende Rolle zuzuweisen.
Ausschlaggebend für die Neuzuschreibung sind stilistische Kriterien: eine gewisse Vorliebe für unbearbeitete Flächen und die besonders in der rechten Blatthälfte auffälligen Vertikalschraffen. Zudem unterscheidet sich unser Blatt in seiner reduzierten Farbigkeit – es wurden lediglich schwarze Kreide und graue Tusche verwendet – von den meisten Landschaftszeichnungen Aelbert Cuyps.
Unserem Blatt lassen sich zwei weitere Zeichnungen anschließen, darunter eine „Ansicht von Papendrecht“ in London.(Anm.2) Möglicherweise besteht zu dieser Zeichnung auch ein lokaler Kontext, wenn man davon ausgehen will, dass in beiden Fällen das Dorf Papendrecht an der Merwede aus unterschiedlicher Perspektive wiedergegeben ist.(Anm.3) Eine seit dem Zweiten Weltkrieg verschollene „Heuernte“ aus der Kunsthalle Bremen gehört vielleicht ebenfalls zu dieser Gruppe.(Anm.4) Verwandte Motive begegnen in der von Reinier van Persyn nach Jacob Gerritsz. Cuyp gestochenen Tierfolge „Varia Quadrupedia“ (H. 14, H. 16) sowie im Hintergrund eines Gemäldes von 1627.(Anm.5)
Annemarie Stefes
1 Egbert Haverkamp Begemann: Jacob Gerritsz. Cuyp als tekenaar, in: Jacob Gerritsz. Cuyp (1594-1652), Ausst.-Kat. Dordrechts Museum, Dordrecht 2002, S. 75-81, S. 80; vgl. auch Egbert Haverkamp Begemann: The Beauty of Holland: Aelbert Cuyp as Landscape Draftsman, in: Aelbert Cuyp, Ausst.-Kat. Washington/London/Amsterdam 2001/2002, S. 75-83, S. 75.
2 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1910,0212.135, Sander Parlberg (Hrsg.): Jacob Gerritsz. Cuyp (1594-1652), , Ausst.-Kat. Dordrechts Museum, Dordrecht 2002, Nr. d11; Paris, Privatbesitz, ebd. Nr. d12.
3 Egbert Haverkamp Begemann in einer E-Mail vom 3. 3. 2008.
4 Ehemals Kunsthalle Bremen, Kupferstichkabinett (Kriegsverlust), Inv.-Nr. 1823 (147 x 197 mm), Dokumentation Bremen 1991, Nr. 1214 als Aelbert Cuyp; zuvor war das Blatt Pieter de Molijn zugeordnet. Die Zuschreibung an Aelbert Cuyp gemäß der Kartei des Kupferstichkabinetts der Kunsthalle Bremen erfolgte offensichtlich mit Blick auf Inv.-Nr. 21823.
5 „Fischmarkt“, Dordrechts Museum, Inv.-Nr. DM/937/95, Egbert Haverkamp Begemann: The Beauty of Holland: Aelbert Cuyp as Landscape Draftsman, in: Aelbert Cuyp, Ausst.-Kat. Washington/London/Amsterdam 2001/2002, S. 75-83, Abb. 4.