Giovanni Battista Gaulli, genannt il Baciccio

Der Bau der Arche Noah

Die aus unbekannter Quelle erworbene Zeichnung wurde zunächst als Werk eines anonymen Italieners eingestuft. Es war Philip Pouncey, der bei einem Besuch des Kupferstichkabinetts erstmals Giovanni Battista Gaulli als Zeichner vorschlug.(Anm.1) Diese Einschätzung wurde auf dem Hamburger Symposium 2005 von Ursula Fischer Pace nachdrücklich bestätigt. Typisch für Gaulli sind die lebendige Konturierung und Lavierung sowie die Eleganz der Figuren.
Die Darstellung zeigt den Bau der Arche Noah, von dem im 1. Buch Mose, Kapitel 6, berichtet wird. Der Künstler konzentriert sich dabei auf den in der Bibel nur kurz erwähnten Bauvorgang, was eine ikonographische Seltenheit ist. Zentrale Figur ist Noah, der seine Werkleute dirigiert. Die verschiedenen Arbeitsprozesse erwecken den Eindruck einer sehr betriebsamen Baustelle. Vielleicht konnte Gaulli hier Erfahrungen seiner Jugend in der Hafenstadt Genua verarbeiten.
Von der auf die Bedeutung des Wortes Arche (= Kasten) zurückgehenden Tradition, die Arche als einfachen Kasten darzustellen, wird hier abgewichen, ist doch rechts im Hintergrund eindeutig der Kiel eines Schiffes zu erkennen.
Fischer Pace wies auf eine Zeichnung mit der Darstellung der „Sintflut“ im Louvre hin, die hinsichtlich der Zeichentechnik und des Formats gut mit dem Hamburger Blatt vergleichbar ist.(Anm.2) Beide Studien könnten für einen Zyklus mit alttestamentarischen Themen gedacht gewesen sein, doch sind keinerlei weitere Quellen dazu bekannt.Die in schwarzer Kreide ausgeführte Skizze zu „Apoll und Daphne“ auf dem Verso lässt eine Auseinandersetzung mit Berninis berühmtem Vorbild erkennen, wobei Gaulli die beiden Figuren weiter auseinander gestellt hat.(Anm.3)

David Klemm

1 Kartonnotiz.
2 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 9573.
3 Eine dramatischere Fassung des Themas, bei der Apoll Daphne stärker umfasst, befindet sich in Düsseldorf, museum kunst palast, Sammlung der Kunstakademie (NRW), Inv.-Nr. KA (FP) 4125; Dieter Graf: Die Handzeichnungen von Guglielmo Cortese und Giovanni Battista Gaulli, Kataloge des Kunstmuseums Düsseldorf III, Handzeichnungen Bd. 2, Düsseldorf 1976, Bd. 1, S. 141, Nr. 438.

Details about this work

Feder in Braun über schwarze Kreide, hellbraun laviert 220mm x 306mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21523 Collection: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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