Giulio Romano, eigentlich Giulio Pippi

Fries mit einem Adler, der zwei Eidechsen im Schnabel hält

Die friesartige Darstellung mit der Kampfszene zwischen einem Adler und zwei Echsen ist durch die starke Betonung des Umrisses und den weitgehenden Verzicht auf Binnenschraffur und Lavierung charakterisiert. Diese abstrahierende Tendenz geht auf Giulios Schulung in der Werkstatt Raffaels zurück. Beide Künstler pflegten die Praxis, ihren Mitarbeitern mehr oder weniger detailliert ausgeführte Ideenskizzen zur Umsetzung vorzulegen. Gut vergleichbar mit dem Hamburger Blatt ist eine ehemals in der Sammlung Ellesmere befindliche Zeichnung, auf der Putti, Adler und Hunde auf sehr lebendige Weise in ein Akanthusornament eingewoben sind.(Anm.1) Allerdings ist diese Zeichnung in der Strichführung lebendiger.(Anm.2)
Der Adler ist das Wappentier der Gonzaga und so ist gut denkbar, dass das Hamburger Blatt als Dekorationselement für Giulios Hauptwerk, den Palazzo del Te, oder den Palazzo Ducale in Mantua, gedacht gewesen ist. Eine derartige Szene lässt sich jedoch nicht nachweisen.

David Klemm

1 Aukt.-Kat. New York, Christie’s, Old Master Drawings, 12. 1. 1995, S. 21, Nr. 7, Abb. S. 20.
2 Eine weitere, Giulio Romano zugeschriebene Zeichnung mit Adlern (vgl. das Beißmotiv), Putti und den Gonzaga-Bezügen fällt gegenüber der Hamburger Zeichnung ebenfalls lebendiger aus; The Pierpont Morgan Library, Inv.-Nr. IV, 16; vgl. Drawings from New York Collections I: The Italian Renaissance, bearb. v. Jacob Bean, Felice Stampfle, Ausst.-Kat. New York, The Metropolitan Museum of Art, The Pierpont Morgan Library, New York 1965, S. 53–54, Nr. 79.

Details about this work

Feder in Braun; montiert und mit aufwendiger Rahmung versehen (das Blatt ist zusammen mit Inv.-Nr. 21346 gerahmt) 72mm x 229mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21347 Collection: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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