Giulio Romano, eigentlich Giulio Pippi
Entwurf des Grabdenkmals für Gerolamo Andreasi, um 1534
1534/35 ließ Gerolamo Andreasi, Graf von Rivalta, für sich und seine Gemahlin Ippolita Gonzaga in der Kirche des Karmeliterklosters zu Mantua eine Familienkapelle und im dazugehörigen Kreuzgang ein Grabdenkmal errichten. Dort beschrieb es noch 1763 Giovanni Cadioli in einem Kunstführer.(Anm.1) Nachdem das Kloster kurz vor der französischen Revolution aufgehoben und anschließend abgebrochen worden war, fanden zahlreiche Grabdenkmäler – so auch dieses – 1785 eine neue Aufstellung in S. Andrea in Mantua.
Cadioli nahm 1763 an, dass das Grabmahl nach einem Entwurf Giulio Romanos entstanden sei. Später wurde es den „zweifelhaften“ Werken des Künstlers zugeordnet. Dank der Hamburger Zeichnung ist die alte Attribution an Giulio bestätigt. Entwurfs- und Zeichentechnik lassen sich konkret mit anderen Grabmalprojekten des Künstlers – z. B. demjenigen für Francesco II Gonzaga – verbinden.(Anm.2)
Das Blatt verdeutlicht, dass Giulios Formvorstellungen im Wesentlichen umgesetzt worden sind. Lediglich die Position der Beine des Gerolamo Andreasi wurde bei der Umsetzung verändert, und bei den dekorativen Elementen – wie den im Entwurf nur angedeuteten Genien in den Bogenzwickeln – wurden kleinere Abwandlungen vorgenommen. Als seitliche Rahmung waren Pilaster vorgesehen. Ungünstig für die heutige Wahrnehmung ist, dass das Grabmal – entgegen Giulios Planung – auf Basen gestellt wurde.(Anm.3)
David Klemm
1 Cadioli 1763.
2 Vgl. die Abb. in Giulio Romano, Ausst.-Kat. Mantua, Palazzo Tè, Mailand 1989, S. 558–560.
3 Ebd. S. 564–565.