Perino del Vaga, eigentlich Pietro Bonaccorsi (Buonaccorsi)

Das Festmahl von Dido und Aeneas, um 1532

Das Blatt wurde bereits von Harzen als eine Arbeit Perino del Vagas für den Genueser Feldherrn Andrea Doria bestimmt. Bernice Davidson konnte nachweisen, dass es sich um ein Modello für einen von sechs Teppichen handelt, die Doria als Dekoration für den Neptun-Salon seines Palastes in Fassolo (Genua) weben ließ.(Anm.1) Davidson bestätigte damit die Überlieferung Vasaris, dass del Vaga Entwürfe für einen Aeneas-Zyklus angefertigt habe.(Anm.2)
Die sorgfältig ausgeführte Hamburger Zeichnung zeigt den entscheidenden Augenblick des Festmahls zwischen Dido und Aeneas, in dem ein Cupido, der in der Gestalt des Ascanius erscheint, Dido berührt, wodurch sie sich in Aeneas verliebt.(Anm.3)
Diesem Blatt geht eine in Chatsworth bewahrte, mit virtuoser Leichtigkeit gezeichnete Entwurfsskizze voraus, die eine intensivere Beziehung zwischen Dido und Ascanius zeigt.(Anm.4)
Beide Entwürfe entstanden nach Perinos Ankunft in Genua 1528 und lassen noch deutlich römische Einflüsse erkennen.(Anm.5) Die Teppiche waren wohl 1536 vollendet, als Kaiser Karl V., der selbst ein großer Teppichsammler gewesen ist, seinen verdienstvollen Feldherrn in Genua besuchte.
Die Kompositionen Perinos erfreuten sich großer Beliebtheit. So sind Exemplare des Teppichs nach dem Hamburger Entwurf in London (Victoria & Albert Museum), Madrid (Palcacio de las Cortes) und Wien (Museum für Angewandte Kunst) nachweisbar.(Anm.6) Eine Kopie des Hamburger Blattes – mit einer insgesamt malerischeren Auffassung – befindet sich im Louvre.(Anm.7)
Ob es sich bei dem Kürzel am Stuhl links um eine Signatur des Künstlers handelt, muss offen bleiben.

David Klemm

1 Vgl. Bernice Davidson: The Navigatione d’Enea. Tapestries Designed by Perino del Vaga for Andrea Doria, in: The Art Bulletin 72, 1990, 1, S. 35-50.
2 Vgl. Giorgio Vasari: Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori e architettori nelle redazioni del 1550 e 1568, Text hrsg. v. Rosanna Bettarini, Kommentar v. Paola Barocchi, Florenz 1966-1987, V, S. 143.
3 Vergil, Aeneis 1, 588ff.
4 Chatsworth, Inv.-Nr. 163; vgl. Bernice Davidson: The Navigatione d’Enea. Tapestries Designed by Perino del Vaga for Andrea Doria, in: The Art Bulletin 72, 1990, 1, S. 35-50, S. 41–42; Michael Jaffé: The Devonshire Collection of Italian Drawings, 2. Roman and Neapolitan Schools, London 1994, Nr. 366.
5 Vgl. z. B. Marcanton Raimondi, „Quos Ego“, Kupferstich; The Illustrated Bartsch 27 (14), 352-I (264).
6 Vgl. Nello Forti Grazzini: Un contesto per l’arazzo con Enea davanti a Didone delle Civiche Raccolte d’Arte Applicata, in: Rassegna di studi e notizie, Castello Sforzesco 17, 1993, S. 99-146, S. 126, Abb. 7, 13, 15.
7 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 10593 r. Das Blatt stammt aus der Sammlung Jabach.

Details about this work

Feder in Schwarz über schwarzem Stift, grau laviert, weiß gehöht, auf gelblich-grauem Papier; montiert; Einfassungslinie (Feder in Schwarz) 218mm x 239mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21087 Collection: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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