Odoardo Fialetti, zugeschrieben

Der Hl. Jakobus der Ältere und der Zauberer Hermogenes

Die Zeichnung wurde bislang Domenico Beccafumi zugeschrieben, woran aber bereits Bernard Berenson und Anna Maria Petrioli Tofani Zweifel geäußert haben.(Anm.1) Überzeugender lässt sich das Blatt mit dem venezianischen Maler und Stecher Odoardo Fialetti in Verbindung bringen. Die Komposition erinnert vor allem im unteren Teil an dessen Gemälde „Der Hl. Jakobus d. Ä. und der Zauberer Hermogenes“ in S. Giuliano in Venedig.(Anm.2) Übereinstimmend sind im Allgemeinen die Anordnung der Hauptfiguren und im Speziellen die Figur des Heiligen vorne rechts. Die Zeichnung muss als frühe Vorstudie zu dem Altargemälde eingestuft werden, da Fialetti bis zur endgültigen Bildfindung zahlreiche zum Teil weitreichende Veränderungen, vor allem bei den Engeln und Dämonen im Himmelsbereich, vornahm.
Weitere Vorstudien sind nicht bekannt, wie überhaupt Entwürfe zu Altarwerken des Künstlers sehr rar sind.(Anm.3) Eine Zuschreibung an Fialetti erfolgt daher unter Vorbehalt.
Hugo Chapman sieht in der Komposition Einflüsse von Camillo Procaccini.(Anm.4)
Das Blatt zeigt eine selten dargestellte Szene aus dem Leben des Hl. Jakobus des Älteren.(Anm.5) Der Überlieferung nach wandte sich der Hohepriester Abiathar an den Magier Hermogenes, um ihn beim Kampf gegen Jakobus zu unterstützen. Dieser beauftragte seinen Schüler Philetus, den Hl. Jakobus vom rechten Glauben abzubringen. Dieser Versuch schlug jedoch fehl, denn Jakobus gelang die Bekehrung des Philetus (wohl Szene vorne rechts mit dem am Boden liegenden Philetus). Der erzürnte Hermogenes verzauberte daraufhin den Philetus und sandte seine Teufel, um Jakobus doch noch vom Glauben abzubringen (Szene im Hintergrund und oben). Doch wiederum war Jakobus stärker: Er demütigte Hermogenes, indem er ihn durch die Teufel fesseln ließ. Am Ende wurde der Zauberer auf Geheiß des Jakobus durch Philetus von den Fesseln befreit. Er ließ sich bekehren, erhielt von Jakobus zum Schutz gegen die Teufel einen Pilgerstab und ließ seine Zauberbücher vernichten.

David Klemm

1 Mitteilung per Kartonnotiz.
2 Vgl. Adolfo Venturi: Storia dell’arte italiana, 11 Bde. (von Band VI an, in Teilbände gegliedert), Mailand 1901-1939 IX, 7, S. 174, Abb. 99.
3 Das zeichnerische Œuvre Fialettis ist bislang kaum erforscht. Eine in der Albertina verwahrte, vom Hamburger Blatt sehr unterschiedliche Zeichnung wird als Vorzeichnung für das Blatt 4 aus den „Scherzi d’Amore“, Venedig 1617, angesehen; vgl. Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. II (Inv. 1201-2400), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 34, Wien, Köln, Weimar 1994, S. 1158, Nr. 2204.
4 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 18. 1. 2008.
5 Vgl. zur Vita Lexikon der Christlichen Ikonographie, hrsg. v. Engelbert Kirschbaum u. a., 8 Bde., Rom, Wien, Freiburg, Basel 1968-1976, VII, Sp. 23–39. Wichtigste frühe Quelle der Jakobus-Legende ist eine fälschlicherweise dem Abdias (erster Bischof von Babylon) zugeschriebene Schrift. Laut Lexikon der Christlichen Ikonographie, hrsg. v. Engelbert Kirschbaum u. a., 8 Bde., Rom, Wien, Freiburg, Basel 1968-1976 gibt es wenig bildnerische Vergleichsbeispiele aus dem 16. Jh.

Details about this work

Feder in Braun, braun laviert 388mm x 210mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21061 Collection: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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