Federico Barocci, eigentlich Fiori, Zeichner

Studien zu einer Heiligen Lucia, um 1588

Schon Georg Ernst Harzen hatte die Autorschaft dieser Zeichnung in seinem Inventar richtig bestimmt, Er deutete sie im Zusammenhang mit einer Radierung Federico Baroccis allerdings als Engelfigur, wogegen schon allein die fehlenden Flügel sprechen. Erst Gustav Pauli verband die Zeichnung korrekt mit dem von Barocci 1588 entworfenen Altarbild „Madonna mit dem Abt Antonius und der Heiligen Lucia“. Dieses für die Kapelle der Familie Danzetta in der Kirche S. Agostino in Perugia geschaffene Werk wurde jedoch aufgrund der Arbeitsüberlastung Baroccis um 1590 von seinem Neffen Francesco Baldelli ausgeführt.(Anm.1) Die Hamburger Studie entspricht genau der Darstellung der Hl. Lucia auf diesem Bild. Sie wurde in der für Barocci eigenen Art in verschiedenen Arbeitsgängen penibel vorbereitet. So legte er in einer ersten, lockeren Skizze den groben Umriss der Figur fest, wobei z. B. schon die Haltung des rechten Armes angedeutet ist.(Anm.2) In einer weiteren Studie in Florenz ist die Figur bereits von einem Gewand umfangen.(Anm.3) Die Hamburger Zeichnung schließt direkt hier an und bietet eine weitere Verfeinerung und genauere Ausführung vor allem der Falten. In einer weiteren Studie der Uffizien wurde dann die in Einzelstudien erarbeitete Figur in einen Gesamtentwurf eingebunden.(Anm.4) Während von Barocci demnach diese und mehrere andere Vorzeichnungen zu dem Gemälde vorhanden sind, lassen sich keinerlei Studien von Francesco Baldelli dazu nachweisen. Er wird die Zeichnungen seines Onkels direkt als Vorlagen verwendet haben.

David Klemm

1 Andrea Emiliani: Federico Barocci (Urbino 1535-1612), 2. Bde., Pesaro 1985, II, S. 276–282.
2 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 11537 F v; Emiliani 1985, II, S. 281, Abb. 603.
3 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 11311 F; Emiliani 1985, II, S. 281, Abb. 604.
4 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 817 E. Die Autorschaft dieser Zeichnung ist umstritten. Während Olsen und Emiliani diesen Karton Baldelli zuweisen, hält ihn Pillsbury für ein Werk Baroccis. Die Frische der Zeichnung und der Zusammenhang mit den anderen Studien schließen eine Autorschaft Baldellis wohl aus.

Details about this work

Schwarze Kreide, gewischt, Spuren von Weißhöhungen, teilweise oxydiert, auf grau-grünem Papier 398mm x 258mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 21055 Collection: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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