Johann Konrad Hottinger

Flusslandschaft mit Brücke und einem Reiter, zwei Wanderern und Ziegen, 1804

Der aus einer Schweizer Familie stammende, aber in Wien geborene Johann Konrad Hottinger, Sohn eines Seidenwarenhändlers, studierte ab 1807 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Dort schloss er sich dem Lübecker Maler Johann Friedrich Overbeck (1789–1869) mit seinen Erneuerungsgedanken der religiösen Malerei und dessen 1809 aus der Taufe gehobenen Lukasbund an. Sein Name fand sich auf der von Joseph Sutter (1781–1866) gezeichneten Gründungsurkunde des Bundes. (Anm. 1) Zusammen mit Overbeck, Franz Pforr (1788–1812) und Ludwig Vogel (1788–1879) verließ er unzufrieden die Akademie und ging 1810 nach Rom, wo sich die Lukasbrüder, wie sich die deutschen Künstler nannten, von Juni bis September des Jahres in der Villa Malta und dann im leerstehenden Franziskanerkloster San Isidoro
niederließen, um dort gemeinsam und zurückgezogen zu arbeiten. Finanziell wurde Hottinger von Ludwig Vogels Vater unterstützt, nachdem das Geschäft seines eigenen Vaters bereits 1809 Konkurs angemeldet hatte. Hottinger nahm die besonders von Overbeck ausgegebenen strengen Lebens- und Kunstregeln jedoch nicht so ernst wie die anderen, hatte Schwierigkeiten mit dem klösterlichen Leben, geriet in finanzielle Not und verließ 1811 nach nur einem Jahr die Ewige Stadt wieder. Zunächst war er noch in Lodi, wo er Peter Cornelius (1783–1867) und Christian Xeller (1784–1872) traf. Von dort ging es nach Zürich, wo er als Zeichenlehrer tätig war. 1812 war er in München an der dortigen Akademie, 1813 wieder in Wien, wo er bei seinem Bruder arbeitete. Schließlich kehrte er in die Schweiz zurück, wo er 1823 bis 1828 erneut als Zeichenlehrer, aber nunmehr ohne große eigene künstlerische Produktion lebte. Die Lukasbrüder löschten aus Enttäuschung über das Verhalten Hottingers sein Andenken aus der Geschichte ihres Malerbundes, sein Name wurde von Joseph Sutter aus der Urkunde herausgeschnitten. Nur Overbeck selbst hatte Mitleid mit dem stets an sich zweifelnden Hottinger. (Anm. 2) Die beiden relativ großen Landschaften sind zweifellos die ersten überlieferten Werke Hottingers, die bekannt sind. Beide entstanden, voll Stolz ausführlich signiert und datiert, als Pendants im Jahre 1804, also im Alter von sechzehn Jahren und drei Jahre, bevor der Künstler sein eigentliches Studium der Malerei in Wien begann. Die Kompositionen folgen noch den älteren künstlerischen Prinzipien der klassizistischen Ideallandschaft, zeigen aber bereits eine erstaunliche künstlerische Fähigkeit in der Gestaltung der Tiefenräume und der reichen Staffagefiguren. Es wäre interessant zu wissen, bei wem Hottinger in der
Schweiz seine erste zeichnerische Anleitung erhielt. Nach dem Zusammentreffen mit den Lukasbrüdern spielte die Gattung der Landschaft für Hottinger keine Rolle mehr, er widmete sich stattdessen der religiös geprägten Figurenmalerei; auch eine Pferdestudie ist von ihm bekannt.

Andreas Stolzenburg

1 Ludwig Grote: Joseph Sutter und der nazarenische Gedanke, Studie zur Kunst des 19. Jahrhunderts, Bd. 14, München 1972, S. 41–42, Abb. S. 41.
2 Herbert Schindler: Nazarener. Romantischer Geist und Christliche Kunst im
19. Jahrhundert, Regensburg 1982, S. 32–33.

Details about this work

Feder in Schwarz, Aquarell über Bleistift; alt montiert 402mm x 505mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett. Geschenk 2025 von Helga Wormsbächer, Hamburg Inv. Nr.: 2025-2 Collection: Sonderausstellungen

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