Francisco José de Goya y Lucientes, Radierer, Zeichner

"Si amanece; nos Vamos." / Wenn es hell wird, gehen wir, 1799

Aus: "Los Caprichos", Blatt 71

Mit seinen 1799 ausgeführten »Los Caprichos« richtete Goya den erschreckend schonungslosen, kritischen Blick auf seine Zeitgenossen. Dabei deckte er die Missstände und Defizite in der spanischen Gesellschaft auf. Diese rührten von einer anhaltenden Auseinandersetzung zwischen einer den Idealen der Aufklärung verbundenen Politik und dem alten Machtgefüge von Inquisition und Monarchie. Goya thematisierte mit seinen hintergründigen Bildschöpfungen vor allem das Verhältnis von Mann und Frau, Konflikte zwischen den Generationen, die Kindererziehung sowie Schicksale von Frauen. Er kritisierte das Fehlverhalten der Menschen, enthüllte ihre Eitelkeit, Bestechlichkeit, Kriminalität und den vorherrschenden Amtsmissbrauch. Als Auftakt der Serie setzte er sein Selbstbildnis und unterstrich damit die künstlerische Invention der folgenden Blätter. Bis heute ist der Inhalt der Blätter in Verbindung mit ihren von Goya hinzugefügten Titeln schwer zu deuten. So gelang es ihm einerseits drastische Kritik zu üben und gleichzeitig den wahren Inhalt zu verschleiern. Es ist die Vieldeutigkeit der graphischen Folgen und ihrer Themen, die zu ihrer Faszination beitragen.

Mit Blatt 71 scheint Goya den Handel mit Kindern und den ihnen dadurch angetanen Missbrauch zu thematisieren: Eine Gruppe nackter alter Frauen sitzt in der Nacht unter einem sternenbedeckten Himmel. Auf dem Rücken der Alten im Zentrum erkennt man nackte Kinder, die mit einem Seil zusammen und um ihren Bauch gebunden sind. Eine Ansammlung von Kupplerinnen scheint sich im Schutz der Nacht über die erfolgreichsten Methoden zum Einfangen von Kindern auszutauschen.

Ifee Tack
Vgl. Inv.-Nr. kb-1955-429a-71.

Details about this work

Radierung, Aquatinta und Grabstichel 172mm x 126mm (Bild) 196mm x 148mm (Platte) 310mm x 216mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1996-128-71 Collection: KK Druckgraphik, Spanien, 15.-19. Jh. © Bildarchiv Hamburger Kunsthalle / bpk, CC-BY-NC-SA 4.0

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