Jacob Matthias Weyer

Skizzenblatt mit Soldatenszenen, um 1650

Das Blatt ist durch das Skizzenbuch in Berlin für Weyer gesichert, doch zeigt es gegenüber Inv.-Nr. 1958-91 einige charakteristische Veränderungen, die Anlass geben, sie als Merkmale einer stilistischen Entwicklung des Künstlers aufzufassen.(Anm.1) Gegenüber Inv.-Nr. 1958-91 dürfte das vorliegende Blatt das frühere sein, denn die Nervosität des Strichs ist hier noch gezähmt. Der Kontur des Strichs wird nicht so oft unterbrochen, verdichtet sich weniger zu nahezu „abstrakten“ Gebilden, sondern beschreibt die Figuren in angemessener Kenntlichkeit. Auch die einzelnen Figurengruppen und damit Szenen sind als solche deutlich wahrnehmbar und voneinander zu unterscheiden, das Blatt ist vielmehr in sich klar gegliedert, während auf Inv.-Nr. 1958-91 das Geschehen nur mit Mühe zu erkennen ist.
Das vorliegende Blatt, das ebenfalls aus einem Skizzenbuch stammt, ist wie alle anderen Zeichnungen von Weyer nicht datiert und dürfte parallel zu seinen Schlachtengemälden entstanden sein. Sie bereiten auch keine Gemälde vor – direkte Vorzeichnungen in Rötel zu seinen Schlachten- oder Genregemälden sind nicht bekannt –, vielmehr dürften solche Zeichnungen als eine Art „Musterbuch“ gedient haben im Sinne eines Formenrepertoires, auf das Weyer zurückgreifen konnte. In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu überprüfen, ob sich einzelne Figurengruppen oder Szenen auf anderen Blättern Weyers in den verschiedenen Sammlungen wiederholen.

Peter Prange

1 Gode Krämer, Augsburg, anlässlich des Symposiums „Deutsche Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ am 28. und 29.10.2004 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle.

Details about this work

Rötel 172mm x 293mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1994-84 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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