Friedrich Heinrich Füger

Selbstbildnis, um 1790

Das Blatt ist wahrscheinlich die Wiederholung oder Variante zu einem Selbstbildnis in Öl, das sich heute in Kiel befindet.(Anm. 1) Das Gemälde befand sich ursprünglich als Geschenk des Künstlers im Besitz des Hamburger Domherrn Friedrich Johann Lorenz Meyer, dessen Nachfahren es 1857 der Kieler Kunsthalle schenkten. Auch die Zeichnung war früher wohl im Besitz der Familie Meyer – ob sie bereits Friedrich Johann Lorenz Meyer gehörte, lässt sich nicht mehr feststellen, ist aber wahrscheinlich, da er Füger freundschaftlich verbunden war. 1951 ist die Zeichnung zusammen mit anderen aus dem Besitz von Albrecht Otto Lorenz-Meyer in die Kunsthalle gekommen, doch erst 1994 inventarisiert worden.
Fügers Selbstbildnis im Reisemantel zeigt die Gesichtszüge des Künstlers wie auf allen seinen Bildnissen etwas geschönt, das Alter des Dargestellten wie auch die barocke Pose mit aus dem Bilde herausgedrehtem Kopf, die der nüchternnatürlichen Portraitauffassung Anton Graffs (1736–1813) folgt, sprechen für eine frühe Entstehungszeit. Ob das Bildnis und damit auch die Zeichnung allerdings noch vor Fügers 1774 erfolgter Übersiedlung nach Wien in Dresden entstanden sind, wie Wilczek annahm (Anm. 2), ist angesichts eines nahezu identischen Selbstportraits in Wien, das Schwarzenberg zu Recht gegen Ende der 1780er Jahre datiert, unwahrscheinlich.(Anm. 3) Nach dieser Zeichnung in der Albertina und nicht nach dem Gemälde in Kiel entstand 1791 ein Blatt in Crayonmanier von Carl Hermann Pfeiffer (1769–1829).(Anm. 4) Zwar mag das vorliegende Blatt grundsätzlich als Vorlage für das gemalte Selbstportrait entstanden sein, doch ist es wahrscheinlicher, dass es sich hierbei um eine eigenständige Variante handelt, die Füger auch von anderen Werken wiederholt angefertigt hat.

Peter Prange

1 Kiel, Kunsthalle, Inv.-Nr. 15, vgl. Johann Schlick: Kunsthalle zu Kiel. Katalog der Gemälde, Kiel 1973, S. 80, Nr. 15, Abb.
2 Karl Wilczek: Fügers künstlerischer Entwicklungsgang, in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien, N. F. II, 1928, S. 329–331.
3 Wien, Albertina, Inv.-Nr. 26482, vgl. Anna Maria Schwarzenberg: Studien zu F. H. Füger. Seine Bedeutung als Zeichner, Diss. Univ. Wien 1974, S. 102.
4 Schlick (Anm. 1), S. 80, Nr. 15, hatte dies noch angenommen.

Details about this work

Pinsel in Braun über Graphit, mit weißer Deckfarbe gehöht 386mm x 298mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1994-55 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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