Jürgen Klauke
Philosophie der Sekunde, 1976
17teiliges Phototableau
Seit Anfang der 1970er-Jahre verwendet und untersucht Jürgen Klauke die Fotosequenz als künstlerisches Prinzip. Das 17-teilige Foto-Tableau Philosophie der Sekunde besteht aus Selbstbildnissen, in denen der Künstler Regisseur und Akteur, Dargestellter und Darsteller in einem ist. Klauke setzt sein Gesicht den Betrachter*innen aus, indem er es mit charakteristisch formaler Knappheit in mimischer Aktion zur Schau stellt. So lässt er Geistesverfassungen, Gemütsschwankungen und Erregungen vorüberziehen und gibt damit dem Betrachter die Frage nach dem wahren Ich auf. Dabei bedient er sich auch gezielt humoristischer Ausdrücke, entschärft aber nicht den Ernst seiner Untersuchung. Die Momentaufnahmen können gleichzeitig gesehen oder als Abfolge gelesen werden: Zeit wird so als zerrinnendes Gut anschaulich. Da der Künstler zudem in betonter Isolierung auftritt, kann sein Bildnis als stellvertretend für die Situation des Menschen im Allgemeinen verstanden werden.
Birte Frenssen
Since the early 1970s, Jürgen Klauke has been using and exploring the photo sequence as an artistic principle. The 17-part photo tableau Philosophie der Sekunde (Philosophy of the Second) consists of self-portraits in which the artist is both director and actor, simultaneously the subject and the performer. Klauke exposes his face to the viewer by displaying it in pantomime with characteristic formal brevity. This way he allows states of mind, mood swings and excitement to pass by on his face and thus poses the question of what is his true self. In doing so, he makes deliberate use of humorous expressions, but does not diminish the seriousness of his investigation. The snapshots can be viewed simultaneously or read as a sequence: Time thus becomes visible as a passing commodity. Since the artist also appears in emphasized isolation, his portraits can be understood as representing the human situation in general.
Birte Frenssen