Anonym (deutsch, 16. Jh.)

Brustbild von Kaiser Karl V. und König Ferdinand I., 1530 - 1540

Das mit „Keiser“ und „Konig“ bezeichnete Blatt wurde von Stubbe als Bildnisse des Kaisers Friedrich III. (gest. 1493) und seines Sohnes Maximilian gedeutet, als dieser noch römischer König war. Maximilian wurde 1486 zum deutschen König gewählt, weshalb Stubbe die Zeichnung als eine retrospektive Darstellung des 16. Jahrhunderts ansah. Gisela Hopp hat dagegen 1983 richtig gestellt, dass es sich um eine zeitgenössische Darstellung von Kaiser Karl V. (1500–1558) und seines Bruders Ferdinand I. (1503– 1564) handelt, der im Jahre 1531 zum römisch-deutschen König gewählt worden war. Der Vergleich mit dem Doppelbildnis von Karl V. und Ferdinand I. des Meisters CB (= Christoph Bockstorffer ?), das dieser wohl auf dem Reichstag 1530 in Augsburg aufgenommen hat, bestätigt diese Identifizierung. Auch scheint die Zeichnung unmittelbar von seiner Radierung beeinflusst (Bartsch 3). Im Umkreis des Meisters CB, dessen Radierstil an die Künstlerfamilie Hopfer erinnert, könnte auch das Blatt in Augsburg entstanden sein. Die in Umrissen angegebenen Arkaden könnten ein Hinweis sein, dass das Blatt als Entwurf (?) oder noch eher als Nachzeichnung nach einem Fassadenfresko entstanden ist. Nicht auszuschließen ist aber auch eine Umsetzung in einen anamorphotischen Stich – im 16. Jahrhundert sehr beliebt –, etwa bei Erhard Schön (Bartsch 203–205).

Peter Prange

Details about this work

Feder und Pinsel in Schwarz über Griffelspuren 251mm x 605mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1975-44 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 15.-18. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang

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