Adolph Menzel

Widmungsblatt des Ehrenbürgerbriefes für Gustav Christian Schwabe, 1887

Der in Hamburg 1813 geborene, später als Wollhändler in London sesshaft gewordene Gustav Christian Schwabe hatte 1883 beschlossen, seine Gemäldesammlung unter der Voraussetzung zu stiften, er bekomme fünf separate Räume in der Kunsthalle. Die vorwiegend englische Gemälde enthaltende Sammlung konnte erst 1886 dem Publikum gezeigt werden, und um Verstimmungen des Stifters zu besänftigen, beschloß die Bürgerschaft im November 1886, ihn zum Ehrenbürger zu ernennen. Alfred Lichtwark, der kurz zuvor gewählte Direktor der Kunsthalle, schlug vor, die Gestaltung des Ehrenbriefes Adolph Menzel anzuvertrauen, nachdem der in Düsseldorf lebende Hamburger Carl Gehrts wegen Überlastung abgesagt hatte. Aus dem anfänglichen Gedanken einer Vignette, für die Menzel 3000 Mark veranschlagte, wurde ein aufwendig gestaltetes Huldigungsbild, dessen um das Sechsfache erhöhte Kaufsumme vom Senat allerdings anstandslos bewilligt wurde.
Das Bild hatte beeindruckt, als es im Juli 1887 in der Kunsthalle zu sehen war – nicht zuletzt aufgrund einer Würdigung, die Lichtwark selbst im Hamburgischen Correspondent geliefert hatte: „Zwei Gestalten beherrschen den Eindruck. Rechts unter einem mächtigen rothen Thronhimmel die Gestalt der Hammonia als Herrscherin, links ihr gegenüber von einem Ehrensitz aufgestanden, ein Bürgermeister im Ornat, wie er in ein goldenes Buch einen Namen einträgt. Unten zu den Stufen des Thrones schäumendes Wasser, aus dessen Gischt Neptun auftaucht, der mit einem Kusse die Stromgöttin der Elbe an sich zieht. Den Hintergrund jenseits der beiden Throne füllt eine verschwimmende Ansicht des Hamburger Hafens, die ohne Weiteres den Vorgang localisiert, denn wo giebt es noch einmal ein solches Bild?“ (Ausst.-Kat. Hamburg 1970, S. 17). Lichtwark würdigte den Ernst der Komposition und rühmte die Erfindung der silbernen Stadtkrone, gebildet aus den drei Türmen der Stadt, den Panther zu ihren Füßen, die dunkelhäutigen Dienerinnen und den kleinen Triton – all dies weise auf Hamburgs Hafen als bedeutender Platz weltweiten Handels, der im Hintergrund als eine Silhouette aus Masten im Dunst erscheint.

Peter Prange

Details about this work

Aquarell und Gouache auf Pergament 605mm x 460mm (Blatt) 71.7cm x 57.7cm (Rahmen) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett. Erworben 1972 von H. B. T. Schwabe, London Inv. Nr.: 1972-84 Collection: KK Zeichnungen, Deutschland, 1850-1900 © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford, CC-BY-NC-SA 4.0

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