Stefano della Bella
Eine stehende Frau in Vorderansicht, einen größeren Gegenstand unter dem Gewand tragend
Diese und die folgenden beiden Zeichnungen entsprechen sich in Technik und Motiv. In allen Fällen ist della Bella mit wenigen Strichen bei völligem Verzicht auf Lavierung eine ausdrucksstarke Darstellung von Frauen im Alltagsleben gelungen.
Die Zeichnung Inv.-Nr. 1967-321 hat della Bella offensichtlich als seitenverkehrte frühe Entwurfsstudie für die rechte Frau auf dem Blatt 14 (de Vesme/Massar 141) (Anm. 1) der 1641 bei Pierre Mariette erschienenen Folge „DIVERSI Capricci“ verwendet.(Anm. 2) Die wesentlichen Ideen der Radierung sind schon in lockerer Umrissform angelegt. Der Kopf ist stärker als auf der Radierung zur Seite gestellt. Dort ist zudem links von der Frau eine auf einem Esel mit einem Kind im Arm sitzende weitere Frau hinzugefügt worden.
Eine weitere Studie einer Frau mit einem Paket unter dem Arm befindet sich in München.(Anm. 3)
Della Bella verwendete derartige Beobachtungen auf seinen Radierungen mit größeren Menschenansammlungen, so auf der „Ansicht der Pont-Neuf in Paris“ (de Vesme/Massar 850). (Anm. 4)
David Klemm
1 Alexandre de Vesme, Phyllis Dearborn Massar: Stefano della Bella. Catalogue Raisonné, Alexandre de Vesme with Introduction and Additions by Phyllis Dearborn Massar, New York 1971, I, Nr. 141.
2 Vgl. zur Serie Jolanta Talbierska: Stefano della Bella (1610-1664). Etchings from the Collection of the Print Room of the Warsaw University Library, Warschau 2001, S. 99, Nr. 227.
3 München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 1918:224, S. 96. Die Zeichnung ist unruhiger in der Strichführung, was ihren frühen Entwurfscharakter unterstreicht.
4 Wie Anm. 1, Nr. 850.