Stefano della Bella

Ein am Boden sitzendes, sich umarmendes und küssendes Paar

Die Darstellung eines Kusses stellt eine große Besonderheit dar, denn Stefano della Bella hat nur selten Paare in zärtlicher Zweisamkeit wiedergegeben. Dies könnte den vorsichtigen Schluss zulassen, dass derartige Szenen in der Öffentlichkeit des 17. Jahrhunderts ungewöhnlich gewesen sind. Schon die Darstellung zärtlicher Gesten, wie das Anschmiegen einer Frau an den vor ihr sitzenden Reiter (Anm. 1), ist in seinem Schaffen selten. Dies gilt auch für erotische Szenen, weshalb auch vermutet werden könnte, dass della Bella derartige Motive nur wenig interessierten. Die Zurückhaltung bei der Darstellung von intimen, privaten Szenen von Männern und Frauen verwundert insofern, als della Bella sehr häufig die Zweisamkeit zwischen Müttern und ihren Kindern dargestellt hat.
Die Hamburger Komposition ähnelt einer nach della Bellas Entwurf radierten Darstellung der Serie „FACETIEVSES/INVEN-TIONS/D’AMOVR ET DE/GVERRE (…)“ (de Vesme/Massar 1067).(Anm. 2) Auch dort sitzen ein Mann und eine Frau eng am Boden zusammen, allerdings küsst sich das Paar nicht. Die Komik der Darstellung steht in krassem Gegensatz zu der atmosphärischen und harmonischen Komposition des Hamburger Blattes.

David Klemm

1 Vgl. Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv. 350-6, Dessins de Stefano della Bella 1610-1664. Musée du Louvre, Cabinet des dessins. Inventaire général des dessins italiens. Bd. 2., bearb. v. Françoise Viatte, Paris 1974, S. 149, Nr. 226.
2 Françoise Viatte: Allegorical and Burlesque Subjects by Stefano della Bella, in: Master Drawings 15, 1977, Nr. 4, S. 357, Abb. 7.

Details about this work

Feder in Braun über Spuren von Graphit, grau laviert 72mm x 48mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1967-320 Collection: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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