Stefano della Bella
Allegorie der Gerechtigkeit mit Schwert in der rechten und Waage in der linken Hand
Verso: Allegorie des Sieges
Die beiden Ansichten des Blattes zeigen weibliche Allegorien der „Justitia“ und der „Viktoria“. Für beide Studien ist keine Verwendung nachweisbar. Das Blatt dürfte in den 1640er Jahren – vielleicht auch später – entstanden sein. Hierauf deutet ein Vergleich mit einer an Minerva erinnernden Figur – vielleicht eine „Roma“, die vor den Toren der ewigen Stadt sitzt und auf St. Peter schaut.(Anm. 1) Diese aus dem Santarelli-Skizzenbuch stammende Zeichnung ist insgesamt klarer und „klassischer“ in der Linienführung, was auf della Bellas Antikenstudium der 1630er Jahre zurückzuführen sein dürfte. Die beiden Allegorien auf dem Hamburger Blatt sind dagegen deutlich unruhiger angelegt und zeigen gegenläufige Schraffuren.
David Klemm
1 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 12547 S.
Auf dem verso:
12 Allegorie des Sieges
(technische Angaben siehe Inv.-Nr. 1967-291)
In der Antike wurde die „Viktoria“, die Siegesgöttin, häufig als stehende Person dargestellt, die Ruhmestaten auf einen runden Schild schreibt.(Anm. 1) Der von della Bella gewählte Typus der auf dem Boden sitzenden Göttin ist dagegen ungewöhnlich.(Anm. 2) Dennoch ist die Identifikation als „Viktoria“ aufgrund der Flügel und der Darstellung als Schreibende unzweifelhaft.(Anm. 3)
David Klemm
1 LIMC VIII, 2, S. 169–170.
2 LIMC VIII, 1, S. 252; VIII, 2, S. 180–181.
3 Vgl. della Bellas Entwurf für ein Frontispiz, bei dem er eine Allegorie der „Poesie“ ebenfalls auf dem Boden sitzend und schreibend darstellt. Unterschiedlich ist, dass ihr hier eine Tafel von einer vor ihr ste-henden Frau entgegengehalten wird. Vgl. Paris, Musée du Louvre, Département des Arts
Graphiques, Inv.-Nr. 374; vgl. Viatte 1974, S. 166–168, Nr. 266.