Stefano della Bella

Schiffe in schwerer See

Della Bella hat verschiedene Zeichnungen von Schiffen in schwerer See angefertigt. Die Uffizien bewahren mehrere Blätter, die an beeindruckender Dramatik nicht zu überbieten sind. Diese Blätter zeigen hoch schlagende Wellen, spritzende Gischt, aufgeblähte Segel, alles wirkungsvoll komponiert und mit schneller Feder skizziert.(Anm. 1) Auch eine Studie in Berlin zeigt ein Schiff in hoher See und eine Galeere in Aktion.
Bei derartigen Zeichnungen ist ein Einfluss von Filippo Napoletano sehr wahrscheinlich. Dessen Studien von Schiffen sind hinsichtlich der Thematik und der dramatischen Gestaltung sehr gut mit dem Hamburger Blatt vergleichbar, sie sind allerdings malerischer und mit feinerer Feder gezeichnet.(Anm. 2)
Besondere Nähe besteht zu einem Gemälde Napoletanos, auf dem sich mehrere Schiffe in schwerer Seenot befinden.(Anm. 3) Sehr ähnlich ist vor allem die frontale Ansicht des Schiffs im Vordergrund mit den zahlreichen, zu beiden Seiten hochgezogenen Rudern. Denkbar ist, dass della Bella auch von dieser, ihm wohl bekannten Ansicht beeinflusst worden ist.
Denkbar sind auch Eindrücke von della Bellas Mitte der 1640er Jahre anzusetzenden Holland-Reise, auf der der Künstler manchen Sturm erlebt haben könnte.
Interessanterweise ist auf dem Hamburger Blatt – anders als auf den Werken Napoletanos – nicht eindeutig zu entscheiden, ob der Künstler lediglich eine Darstellung von Schiffen in Seenot oder ein Kampfgeschehen bei aufgewühlter See zeigt.
Anna Forlani Tempesti und Marco Chiarini haben vorsichtige Zweifel an der Autorschaft della Bellas geäußert.(Anm. 4) Tatsächlich ist die Zeichentechnik mit den sehr dichten und unruhig neben- und z. T. übereinander gesetzten dicken, dunklen Federstrichen für della Bella eher ungewöhnlich. Die hier mit della Bella in Zusammenhang gebrachten Studien für Branddarstellungen im Hamburger Klebeband und in München weisen ähnlich dicke und dunkle, zum Teil auch unruhige Federstriche auf.(Anm. 5) Die Linienführung ist allerdings nicht so kurvig, was aber bei dem Blatt mit dem Seesturm vor allem auf die Notwendigkeit, bewegtes Wasser darzustellen, zurückzuführen ist.
Eine vorsichtige Zuschreibung an della Bella ist daher vertretbar. Die Seltenheit derartiger Studien spricht im Prinzip nicht dagegen, da sich für den Künstler verschiedene kleine Werkgruppen zusammenstellen lassen, bei denen er zeichentechnisch zu experimentieren scheint (s. Einleitung S. 2).

David Klemm

1 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 304 P, Inv.-Nr. 306 P, Inv.-Nr. 340 P, Inv.-Nr. 345 P.
2 Vgl. z. B. die fulminante Studie eines Schiffbruchs in Chicago, Art Institute, The Leonora Hall Gurley Memorial Collection, o. Inv.-Nr.; Marco Chiarini: Teodoro Filippo di Liagno detto Filippo Napoletano 1589-1626. Vita e opere, Florenz 2007, S. 356–357, Nr. 139.
3 Florenz, Istituto della Santissima Annunziata (Poggio Imperiale Inv.-Nr. 1260); vgl. Chiarini 2007, S. 296, Nr. 76 und Abb. S. 114.
4 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 24. 3. 2008.
5 Vgl. Kat.-Nr. 247 bis 249.

Details about this work

Feder in Dunkelbraun 90mm x 128mm (Blatt) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Inv. Nr.: 1967-287 Collection: KK Zeichnungen, Italien, 15.-19. Jh. © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Christoph Irrgang, CC-BY-NC-SA 4.0

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