Stefano della Bella
Detail einer Stadtansicht mit Brückenbogen mit ruinösem Brückenturm und brennendem, geborstenem Turm
Die drei Inv.-Nrn. 1967-282, -280, -281 sind im strengen Sinn keine topographischen Studien, werden aber aufgrund ihrer Architekturmotive dieser Gruppe zugeordnet. Die drei Blätter fallen im Klebeband zeichentechnisch heraus. Auch in anderen Sammlungen sind derartige kraftvoll gezeichnete Studien mit vielen Parallelschraffen, zumeist in spitzen Rundkehren endend, selten nachweisbar. Zu dieser Gruppe gehört die Detailstudie einer in Flammen stehenden Turmspitze in der Berliner Kunstbibliothek, die eine sehr ähnliche Schraffierung aufweist.(Anm. 1) Aufgrund seiner kraftvollen Schraffuren und der markanten dunklen Tinte ist zudem ein Altarentwurf, ebenfalls in der Berliner Kunstbibliothek, stilistisch vergleichbar.(Anm. 2)
Die Blätter könnten mit Entwürfen für Bühnenaufführungen zusammenhängen. Interessant ist in dieser Hinsicht ein Entwurf für eine Szenographie in den Uffizien, mit ähnlich starken Parallelschraffen, die dort allerdings senkrecht gesetzt sind.(Anm. 3)
Denkbar ist aber auch, dass die Zeichnungen im Zusammenhang mit della Bellas Gemälden entstanden sind. Bemerkenswert ist nämlich, dass sich Motive der Ham-burger und Berliner Blätter auch auf della Bellas Gemälde „Brand von Troja“ von 1636 in ähnlicher Form wieder finden.(Anm. 4) Die Zeichnungen könnten demnach Ideenskizzen zu dem Gemälde darstellen.(Anm. 5)
In diesem Zusammenhang ist von Interesse, dass sich im Hamburger Klebeband auch zwei subtile Detailstudien in Rötel zu dem „Brand von Troja“ nachweisen lassen (vgl. Inv.-Nr. 1967-354 und -355). Demnach ist denkbar, dass der Künstler zwei völlig unterschiedliche Entwurfstechniken für das Gemälde verwendete.
David Klemm
1 Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, HdZ 2404/83. Das Motiv ist ähnlich, während das Feuer etwas feiner als in Hamburg gezeichnet ist.
2 Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek, HdZ 2404/5.
3 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 282 P; vgl. Limentani Virdis 1976, Taf. 20.
4 Vgl. Sandro Bellesi: Stefano della Bella. Otto dipinti su pietra paesina, Florenz 1998, S. 13, Abb. 6. Vgl. z. B. das Motiv des geborstenen Turms rechts und auch des Turms mit dem Brückenbogen links davon auf Inv.-Nr. 1967-280 (Kat.-Nr. 248).
5 Zu dieser Gruppe gehört auch ein Blatt in München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 1918:224, S. 8. Dort sind ähnliche Türme mit Bögen zu erkennen; zeichentechnisch sind diese Studien mit Lavierung und lockerer Feder jedoch gänzlich anders gezeichnet.